Wann geht den „Brights“ ein Licht auf?

„Brights“, die auch hier auf WordPress Nachbarn sind, ist eine „Markenmodifikation“ für Atheisten, eine Neugestaltung des Erscheinungsbildes und immer mehr auch eine selbstbewusste Identifizierung von Menschen mit einem naturalistischen Weltbild. Laut dem, was Administratoren von Wikipedia für relevant halten, geht der Begriff auf Paul Geisert und Mynga Futrell zurück und wurde von ihnen erstmals 2003 auf einer Konferenz der Atheist Alliance International in Kalifornien öffentlich diskutiert, mit folgender Definition:

Die Brights sind Menschen mit einem naturalistischen Weltbild, das frei ist von mystischen und übernatürlichen Elementen und deren und Handlungen auf diesem Weltbild beruhen.

Soweit so gut. Wie alle anderen Atheisten haben auch diejenigen, die sich mit dem Etikett Brights identifizieren das strukturelle Problem, dass sie sich über die Ablehnung von Religion und Aberglauben definieren, selbst aber über kein eigenes moralisches Fundament verfügen, welches über bereits etablierte Systeme wie das Staatswesen, Bürgerrechte und somit den Humanismus hinaus geht. Das Kaninchen verbringt die meiste Zeit mit dem Starren auf die Schlange.

Doch alleine die Ablehung religiöser Moralvorstellungen ist nunmal keine Garantie für die Qualität einer naturalistisch begründeten Ethik, und dementsprechend eng ist auch der ethische Horizont der Brights. So ist es auch nicht überraschend, dass, während man allerlei Positives über die Hellen sagen kann, sie doch was Tierrechte betrifft eher schattig sind, um nicht zu sagen zappenduster oder profane Speziesisten.

Fragt man einen durchschnittlichen Bright ob er vegan lebt, kommt der ganz übliche Schwall an Rechtfertigungsversuchen und banale Tierverachtung wie bei anderen Speziesisten auch. Mittelschichtige Brights kaufen ihre Blutbatzen, „Milch“ und „Eier“ selbstverständlich beim Biobauern (eine populäre Schutzbehauptung von Speziesisten), und tun ganz überrascht dass auch Opfer die vom Biobauern persönlich und liebevoll totgekuschelt wurden ethisch problematisch sind.

Postwendend kommt oft dann die Verortung des Religiösen oder „zumindest“ Fanatischen im Veganismus als rhetorisches Ablenkungsmanöver und Diskreditierung der billigsten Kategorie. Die Körper und Ausscheidungen von nichtmenschlichen Tieren zu konsumieren, in Verfügung über deren Existenz und Billigung deren Sklavenschaft wird nicht nur in Verkehrung des Konzeptes als Recht erlebt, sondern sogar als Privileg! Und dementsprechend ist die Reaktion. Die Veganer wollen uns was wegnehmen, so unisono der globale Chor der Speziesisten, ganz so als ob es sich dabei um den eigenen Körper handeln würde.

Satirische Fotomontage: Das geht schon in Ordung, wir sind Bio-Atheisten cc-by-nc-2:"Eddie Does Japan"

Während Religiöse ihre tierlichen Opfer alle „beim Biobauern“ im Namen oder mit Billigung des imaginierten Herrn „totkuscheln“ lassen, so lassen die Brights im Namen von Darwin ihre Opfer „beim Biobauern totkuscheln“. Zu der Lüge des liebevollen Ermordens beim Biobauern gibt es eine interessante Parallele zur gesunden Lebensführung bezüglich körperlicher Betätigung. Während fast 40 % der Menschen von sich selbst behaupten sie würden die Minimalanforderungen für körperliche Betätigung erfüllen, sind es faktisch gerade mal ca. 5%. Wer bei Nichtveganern für Veganismus argumentiert, dem fällt rasch auf, dass selbst innerhalb des S-Bahn-Rings in Berlin plötzlich alle ihre Batzen beim Biobauern kaufen. Der ethische Parameter der hier angelegt wird läßt einem Schaudern: Tötung ist dann akzeptabel, wenn die Opfer mehr Auslauf haben.

Und wo laufen die Opfer aus wenn 7 Milliarden Menschen ihre Batzen beim Biobauern totkuscheln lassen? Die Physikliebenden haben, so scheint es, genauso lächerliche Vorstellungen über die Machbarkeit „humaner“ Tierausbeutung wie alle anderen.

Wo also ist der Unterschied? Es gibt keinen. Im Bezug auf Nichtmenschen gesellen sich die Brights wie alle anderen zu denen, die sich durch Leichenberge fressen und Spass dabei haben. Es schmeckt! Mhmmm. Eine Auseinandersetzung mit naturalistisch begründeten Tierrechten, also die Anerkennung von ethischen Rechten basierend auf Fähigkeiten und Eigenschaften wie Schmerzempfinden, Lebenswillen, Fluchtverhalten um einige zu nennen, findet überhaupt nicht oder nur am Rande statt, oder in Verortung religiöser Dogmen, wie der neue Eintrag auf dem Brights Blog grandios unter Beweis stellt. Und Konsequenzen aus solchen Randdebatten folgen erst recht nicht. Exemplarisch für diese rationale Dissonanz ist auch wie Richard Dawkins sich durch das Interview (danke, Piyh) mit Utilitarist Singer windet, mit fragilem rhetorischen Überbau der Rechtfertiungsversuche und dem Schmeicheln von Singer als „very moral person“ ohne konkret auf die Konsequenzen der eigenen Amoral einzugehen. Das Wesentliche bleibt im Abseits. Dawkins wird schon gewußt haben warum er sich den überaus wohlwollenden und handzamen Singer und nicht Gary Francione als Interviewpartner ausgesucht hat…

Wo also ist der gesellschaftliche Gewinn, die Begründung weswegen man die Brights braucht, vor allem in Ländern mit fest verbrieften, säkularen Bürgerrechten? Die Brights als Selbsthilfegruppe prinzipiell für schlimme Kindheitserinnerungen durch (pseudo)religiös geprägtes Umfeld und Sozialisierung und Identitätsmanagement? Wenns schee macht….

Oder geht den Brights doch vielleicht mal ein Licht auf? Eine Auseinandersetzung mit den Todesfabriken und der eigenen Verantwortlichkeit dazu? Es wäre wünschenswert.

Aktualisierung: Kommentator Skydaddy hat sich jetzt auch auf seinem Blog dem Thema angenommen in 3 Teilen. Allerdings dienen Veganismus und Veganer hier als Beispiel einer Ethik die ohne G-tt auskommt, quasi als Argumentationsgrundlage gegen die von Religiösen oft verbreitete Behauptung, ohne G-tt gäbe es keine Ethik. Dennoch interessant zu lesen, besonders auch für die Antiveganer von Esowatch.

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Ava Odoemena

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13 Antworten to “Wann geht den „Brights“ ein Licht auf?”

  1. Der Anti-Jagd Blog Says:

    Brights? IBKA Leute sind die geborenen Brights. Der Begriff passt wunderbar auf sie. Genau das habe ich ihnen immer vor gehalten. Ihre Identität besteht nur darin nicht religiös zu sein, ohne dabei eine eigene Ethik zu entwickeln. Moral und Ethik wird von ihnen sogar noch oftmals als christlich verteufelt.

    He, Ava Odoemena,
    wenn du hier noch weiter so gute Texte bringst, müssen wir uns fast befreunden. Aber wer mag schon vegane Freigeister?

  2. skydaddy Says:

    Leute, Ihr vergeudet Eure Zeit, wenn Ihr gegen die Brights meckert! Obwohl natürlich Atheisten einen Querschnitt der Gesellschaft darstellen und damit die Fleischesser überwiegen dürften, befinden sich darunter meiner Erfahrung nach viele Vegetarier oder Veganer. Hört mal bei „The Atheist Experience“ rein, da wird kommt das Thema häufiger vor. Zwar ist der „Chef“ dort bekennender Fleischesser, aber die atheistischen, pro-vegetarischen Anrufer haben m.E. die besseren Argumente.

    In dem Artikel bei den Brights machen wir uns doch nicht über Tierschutz lustig, sondern über die Idee einer zoologischen Theologie. Ist doch merkwürdig, dass der Tierschutz im Wort Gottes zweitausend Jahre lang unentdeckt geblieben ist und erst herausgearbeitet wird, nachdem in der Gesellschaft bereits ein relativer Konsens in dieser Hinsicht besteht.

    Ich weiß, der geht Euch noch nicht weit genug. Aber glaubt mir, wenn ihr Atheisten oder Brights „bekämpft“ verschwendet Ihr Eure Zeit.

    • Ava Odoemena Says:

      Hier wird nichts oder jemand bekämpft sondern Kritik geübt. Ich finde deine Dichotomienbildung von „wir“,“ ihr“, „sie“ etwas schwarzweiss und an der Realität vorbei. Die meisten Veganer die ich kenne sind gleichzeitig Atheisten und vermutlich sind auch Veganer unter den Brights. Dass ihr euch über kirchlichen Tierschutz lustig macht bringt eure Opfer auch nicht weiter… Zu der Entwicklung in der Kirche wird es hier demnächst auch einen Artikel geben.

  3. Der Anti-Jagd Blog Says:

    Es macht sicherlich keinen Sinn sich zu lange mit Leuten auf zu halten, die eindeutig geistig unterbelichtet sind, ob sie sich nun Brights nennen oder anders. Es ist allerdings notwendig auf etliche Missstände hin zuweisen, da auch freigeistige Veganer, ganz unbedacht, auf manche vulgär, speziesistischen Seiten verlinken. Mir ist es durchaus wichtig, klar zu stellen, dass ich als Veganer nichts mit ethikfreien Zonen ala IBKA und Freigeisterhaus zu tun habe, nur weil ich mich nicht als Monotheist verstehe. Auch wenn man als Veganer nichts mit der Christensekte UL und Peta zu tun hat, muss man dennoch hin und wieder ein paar klare Worte zu diesen Gruppen schreiben, damit man mit so einem Quatsch nicht verwechselt wird. Mit IBKA und dem, FGH verhält es sich ähnlich.

  4. Der Anti-Jagd Blog Says:

    Wenn Du erst mal die Leute im FGH kennst, wirst auch Du nicht mehr auf die Idee kommen Brücken zu ihnen bauen zu wollen. Das ist reine Zeitverschwendung. Da benutze ich meine Zeit lieber für sinnvollere Dinge.
    Aber auch bei Omnis ist das FGH nicht sehr beliebt. Siehe:

    FGH – Freigeisterhaus.de – Faschisten-Forum
    http://zeitwort.at/index.php?page=Thread&threadID=8326

    • Ava Odoemena Says:

      Das mag ja stimmen, aber hier geht es um die Brights und von deren Seite kommen grad viele Besucher, die sind erst mal sowieso irritiert wegen dem Artikel, und werden dann im ersten Moment auch vielleicht gar nicht drauf auchten dass sich dein Ärger hauptsächlich auf die Freigeister bezieht. Desweiteren behauptest du bei den Freigeistern gibt es Schnittmengen mit den Brights, also die Gruppen seien quasi austauschbar. Hast du dafür Belege?

      Ich kann übrigens nicht nachvollziehen auf was sich der Faschistenvorwurf bezieht, zumal du, wenn du unterstellst es gäbe keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen auch implizierst, die Brights seien Faschisten.

      Mit diskreditierenden Allgemeinplätzen kann aber niemand was angfangen…

      • Der Anti-Jagd Blog Says:

        Dann frage mal wie viele von diesen Besuchern immer noch auf IBKA und FGH verlinken?
        Belege dafür, dass sich im IBKA-FGH-Forum viele wie Brights benehmen, gibt es im FGH massenhaft. Dazu muß man sich nur mal durch einige Threads durch lesen. Etliche FGH-Mods kommen sich anderen geistig überlegen vor, nur weil sie nicht an Götter und anderem Aberglauben glauben, sind aber nicht in der Lage eine eigene Ethik zu entwickeln. Frag mal einen im FGH wie eine atheistische Ethik aussieht. Du bekommst da kaum mal eine Antwort. Hin und wieder kommt dann noch mal so ein Gestammel: „Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinen anderen zu“ Ist ja gererell nicht verkehrt, nur was hat dieser triviale Spruch mit einer speziellen atheistischen Ethik zu tun? Dabei wissen sie oft selbst nicht mal, wen sie bei diesem Spruch mit einbeziehen wollen und wen nicht. Nichtmensdchliche Tiere in der Regel nicht. Das alles soll angeblich ja auch nicht wichtig sein, da das wichtigste stets nur die Ablehnung von theistischen Aberglauben sein soll. ???

        Der Faschistenvorwurf an das FGH stammt von zeitwort.at Ich habe das stets etwas differenzierter formuliert, obwohl ich auch faschistische Elemente im FGH feststelle. Dass Brights alle Faschisten seien läßt sich daraus nicht ableiten.

      • Der Anti-Jagd Blog Says:

        Nachtrag: Links

        Stammtisch der Brights/ Fröhlichen Gottlosen in Hamburg
        http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?t=16341&highlight=brights

        Brights-Tube
        http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?t=28320&highlight=brights

  5. Ava Odoemena Says:

    Aktualisierung angefügt.

  6. Der Anti-Jagd Blog Says:

    Den Witz muss ich aber noch einmal hier los lassen.
    ———————————————————————-

    Stirbt Jesus, kommt in die Hölle und trifft dort Abraham.
    Jesus: „Was, Du auch hier?“
    Abraham: „Nun, bei Dir wundert mich ja nicht, dass Du hier bist wenn ich bedenke, was Du so alles zu Deinen Lebzeiten getrieben hast. Doch was mach ich hier? Das muss doch wohl ein glatter Justizirrtum sein!“

    Doch wie das eben so ist, die Hölle ist weder ein Ort in der Menschen ewiglich gequält werden, noch besteht sie ewig. So etwas grausames kann sich weder ein Gott noch ein Teufel ausdenken. Dazu sind nur Menschen in der Lage. Die Hölle ist eher ein Ort wo Menschen erst mal zwischengeparkt werden, damit sie über ihre Untaten, die sie auf Erden begangen haben, in Ruhe nach denken können.
    Da das bösartige Treiben der Menschen auf Erden aber kein Ende nahm und die Hölle nach einiger Zeit mit Christen, Juden, Atheisten und Muslime komplett überfüllt war und etliche Gruppen, sogar noch auf nach Konfessionen getrennte Höllenbereiche bestanden, stand man nun vor der Wahl die Hölle entweder wegen Überfüllung zu schließen oder einige Insassen frei zu lassen. Doch wenn man die Hölle schließen würde, wovor sollten Menschen dann noch Angst haben? So beschloss man im himmlischen Beratungsteam, dass die Hölle nur noch durch eine groß angelegte Amnestie zu retten sei, so dass dadurch Jesus wieder frei kam. Doch dieses missfiel Abraham derart, dass er in vollkommene Rage geriet.

    Abraham: „Diesen verrückten Jesus lasst ihr gehen und ich soll hier bleiben? Dass es hier nicht gerecht zu geht sieht man doch sofort.“
    Antwortet ihm der bedienste Engel: „Ja der hat aber auch nur eine Religion auf seinem Kerbholz gehabt, Du aber…..“

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