Ein langer Artikel nicht über B12

Ich habe hemmungslos, ja, völlig ohne Hemmungen ausschweifend geschrieben, Twitteropfer mit einer Aufmerksamkeitsspanne von 140 Buchstaben, tja, was wollt ihr überhaupt hier?:-)

Gestern kamen meine Laborwerte in der Post, im Tintendruck auf Papier. Nein, die Lupe sagt das ist eine Kopie, aber original unterschrieben. Immerhin. Ich hatte die Ärztin gebeten, B12 Serum *nicht* zu ermitteln (das ist einfach nicht notwendig da ich von Anfang an integriere und dieser Test ist nicht vegan – da wird etwas von Schweinen für verwendet), allerdings wurde das jetzt trotzdem gemacht vielleicht weil es in der Liste stand von den Werten, die früher einmal ermittelt wurden:-/

Mein B12-Serumwert ist 948 pg/ml, Normwert ist 191-663 pg/ml, ich bin – geringe Aussagekraft des Wertes ohne Homocystein, MMS oder HoloTC II mal außen vor, sehr gut mit Vitamin B12 versorgt.

Ich nutze, das wurde in der Diskussion neulich unter dem Crashkurs relativ deutlich hoffe ich, das übliche, billige Cyanocobalamin. Also das B12, was für die plötzlich aufgetauchten Methylfans aus dem Anus Satans kommt.

Es kann natürlich sein dass an den Gerüchten etwas Wahres ist und ich ein Alien bin, und daher mein Körper aufgrund seiner krass-extraterrestrischen Biologie in der Lage ist, CyanoB12 in körpereigenes umzubauen.

Wahrscheinlicher ist allerdings, dass CyanoB12, welches übrigens auch über Bakterien fermentiert wird, einfach ausreichend ist und jeder der das Gegenteil behauptet, wohl eher anderen gedanklichen Prozessen folgt als rationalen.

Ich habe übrigens fast ein wenig die Befürchtung, dass der Methyl-Trend unbeabsichtigt hier auf VA seinen Anfang fand, denn soweit ich das im Netz zurückverfolgen kann, fand diese B12-Variante im Rahmen einer Empfehlung für vegane Raucher zum ersten mal Erwähnung. In dem Teil des Threads. Amüsanter Gedanke.

Was in mir bei der Diskussion neulich um das „Deppenmem Methylcobalamin“ im gleichen Thread ein Jahr später ein Gefühl der Bitterkeit erzeugt, ist der Umstand dass irgendjemand einfach nur das Satankonzept „chemisch-synthetisch“ in dem Mund nehmen muss, und schon verbreitet sich das wie ein Lauffeuer völlig unhinterfragt und rasend!

Eine Erkenntnis die ich daraus ziehe, ist, dass Naive alles das für eine unumstößliche Wahrheit halten können, was ihnen Angst macht. Wenn man Naive kontrollieren will, muss man daher nur ihre Paniktrigger kennen. Dann kann man sie spielen wie Knöpfe auf einem Akkordeon. Ich will den Begriff Depp trotz Polemiklizenz nicht diskriminierend verwenden, im Sinne von Ignoranz. Denn diese Form der Dummheit, die Unfähigkeit eigenes Denken auf Fehler zu überprüfen ist zu großen Teilen bestimmt auch antrainiert.

Denke ich zurück an meine Schulzeit, fällt mir auf, dass uns nicht beigebracht wurde fragend zu denken, sondern im Kern ging es darum zum Informationsempfänger degradiert zu werden und auf Signale zu achten, Signale wie dieser Feueralarm der das Ende der Stunde einläutet und den Rundgang im Hof. Schule ist, oder war zumindest in meiner Zeit eine Form des öffentlichen Strafvollzugs, den ich nicht nur so erlebt habe, sondern in dem es vielleicht sogar vorsätzlich darum ging kritisches Denken zu verhindern oder gar die Fähigkeit dazu zu zerstören. Keine Resozialisierungsmaßnahme wie im richtigen Knast, sondern als kleine Häftlinge unterliefen wir eine Art *Prä*sozialisierungsmaßnahme, also bevor wir die Chance hatten uns zu sozialisieren, wurden wir zu braven Konsumenten umgepresst, zu möglichst gut und vor allem reibungslos funktionierenden Arbeitsdronen, Zahnräder.

Zahnräder drehen sich nicht selbst, sondern werden angeschoben. Das ist bequem, nennt man auch „das Glück der Sklaven“.

Die vegane Welt(r)evolution bekommt man damit aber nicht in die Gänge.

Es gibt, so klein und unbedeutend wir auch sind als Gemeinschaft, zwei große Gruppen innerhalb des Veganismus die etwas anfälliger sind für anti-emanzipatorische Prozesse und bei denen das Schultrauma nicht nur echohaft nachwirkt, sondern eventuell sogar nur eine Problemschicht von mehreren ist. Eigentlich drei Gruppen, aber die Linken sind ein Sonderthema. Ich spreche von den Natur-Esoterikern und den Borderlinern.

Menschen mit einer Borderline-Problematik fühlen sich vom Veganismus magisch angezogen, weil der Randgruppenstatus als Ort im Unort Gesellschaft eine zentrale Befindlichkeit widerspiegelt, also das irgendwie anders sein und nicht dazuzugehören. Das soll keine Kritik sein – kritikwürdig ist nur die Anfälligkeit für antiemanzipatorische Zustände – , denn Borderliner sind eine Bereicherung für eine neue Gemeinschaft. Sie haben nämlich gelernt in der toxischen Umgebung ihrer Kindheit zu überleben, kreative Spezialisten, und die tierbenutzende Gesellschaft ist für eine ethische Avantgarde ein toxischer Ort. Eine neue Bewegung profitiert von Leuten, die etwas aushalten. Und von mir aus, liebe Borderliner, jagt euch B12 mit Spritzen rein:-) Ein bisschen Spaß muss sein.

Die Stärke von Borderlinern – also das Aushalten von widrigen Umständen, ist gleichzeitig die größte Schwäche, denn Borderliner haben nunmal gelernt (Schmerzen) auszuhalten. Aber: was als Randgruppe (mit der Gesellschaft als Gegner) von Vorteil ist, wird in der Selbstorganisation der eigenen Gruppe zum Nachteil. Denn auch saure, also sozialdynamisch umgekippte Gruppen werden als Situation ertragen. Die Borderliner haben nicht gelernt, toxische Zustände zu entgiften sondern sie auszuhalten. Für die emanzipatorische Weiterentwicklung einer jungen Bewegung ist jedoch die Fähigkeit zur gesunden Selbstorganisation von Gruppen, also auch die aktive Reparatur sehr wichtig. Borderliner machen aber sogar oft das Gegenteil, sie *verteidigen* ihre toxische Gruppe und den schlechten Zustand, in dem sie sich befindet. Auf so einer sozialen Grundlage, der Grundlage des ertragenden Devoten erblüht gerne eine unangenehme Spezies von Minityrannen, denen selbst gar nicht auffällt das mit ihnen was nicht stimmt, schließlich  beschwert sich ja keiner (vornerum). Und nein, diese kleine Breitseite ging nicht in Richtung hessische Provinz, sondern etwas „centraler“.

Bei Natur-Esos ist das Problem – abgesehen von den vielen Überschneidungen – etwas anders gelagert. Letztendlich ist bei aller Toleranz der verklärte Natürlichkeits-Wirrsinn ein animistisches Wahnsystem, also eine religiös-kultische Erscheinung, bei der das göttliche in die Natur hinein projiziert wird. Übrigens nicht immer bewusst, sondern sogar sehr häufig als unterschwellig-diffuses Lebensgefühl. Natur-Esos haben als esoterische Astronauten im Lebenswiderspruch der postmodernen Wirklichkeit nicht nur das Problem aller Religionen, ihre Ideen in den Einklang und dem Rhythmus des modernen Alltags angepasst zu bekommen. (Wie viele der Schwärmer für natürliches B12 bemerken z. B. ihre Absurdität nicht, die entsteht wenn man Weisheiten der Natürlichkeiten über ein Computernetzwerk verbreitet.) Sondern sie haben ein Wahrheitsproblem, was man schon alleine daran merkt, dass sie den Willen zur Wahrheit als persönliche Einstellungssache diffamieren oder zumindest als verhandelbaren Konsens.

Natürlichkeits-Esoteriker im Veganismus scheitern daher wenig überraschend schon an den praktischen Realitäten die so banal sind wie die veganen Ernährungsgrundregeln. Natur-Animisten suchen B12 im Sand der Möhre, im Tempeh, auf dem Sanddorn von Dr. Atlantis oder wie der heißt oder in der adaptierten, moderneren Variante, den angereicherten Reiscrispies oder in dem „höheren Natürlichkeitsgrad von Methycobalamin“ (*nasenkicher*). Während Borderliner anfällig sind für toxische Sozialzustände, sind die Anhänger dieser Esoterik anfällig für toxische Informationen, ihr gedankliches Immunsystem ist deprimiert und daher gehen Fehlinformationen oder auch böswillig platzierte Trojaner durch die Reihen wie heißer Draht durch Margarine. Auf der positiven Seite ist zu verbuchen, dass N-Esos sehr viel Energie haben, motivieren und organisieren können und vor allem sich mit Leidenschaft einer Sache hingeben können. Sich begeistern, wer kann das denn noch wirklich da draußen in dem Heer der marktteilnehmenden Funktionsdronen?

Aufgrund ihrer negativen Eigenschaften aber, sind diese Gruppen nicht geeignet als eine ideologische Führungskraft für den Veganismus, in dessen Funktion als gesellschaftspolitische Ideologie. Die wir ja auch sind. In ihrer ideologischen Wirkung sind diese Gruppen bisher hauptsächlich aufgefallen durch Versagen.

Ob man daraus aber einen Führungsanspruch von materialistischen Veganerinnen und Veganer ableiten kann ist eine andere Frage, schließlich sollte sich so etwas nicht aus einem Vakuum ergeben, sondern aus einer Eloquenz der Fähigkeiten heraus. Ich persönlich setze in diese Gruppe meine Hoffnungen, „Insider-Trading“ würde man das in der Bankenszene wohl nennen:-)

War sonst noch was? Ach ja, wie kommt eigentlich mein guter B12-Status zustande? Ganz unkompliziert und überaus unsteril. Ich mache etwas unabgekochtes Leitungswasser in ein braunes Pipettefläschchen, breche mit der Knoblauchzange einen 1000µg-B12-Pressling in zwei Teile, gebe diese in das Fläschchen und lasse es im Kühlschrank auflösen. Die festen Bestandteile setzen sich am Boden ab, einmal am Tag sauge ich die Pipette voll (ca. 1ml, also etwa 55µg) und tue das in meine Apfelsaftschorle. Kostet mich unter 7 Euro, nein nicht in der Woche oder im Monat, sondern im Halbjahr.

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Ava Ọdọemena
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17 Antworten to “Ein langer Artikel nicht über B12”

  1. clemens sebastian Says:

    gute Fröhlichkeit Ava

    „aus der Eloquenz der Fähigkeiten heraus“

    was nen Trümmer, gut gelaunt?

    ok
    nur mal guten Tag
    hab ich gesagt

    Clemens

  2. Paul Says:

    das ist ein sehr schöner artikel ava :-)

    plakativ, aber nett und detailiert und ganz wichtig – gut zu lesen. allerdings.. ;) würde ich die 3 gruppen nach anderen kriterien einteilen. milieus und schichten überschneiden sich natürlich, von daher auch nur ein versuch.

    1. esotheriker und natürlichkeitsfanatiker,
    manchmal auch ganz normale hippiekiffer-neuveganer_innen.

    2. Die unpolitischen,
    die gerne auch mal bei tante gabriele einkaufen und linksradikale, die das nicht gut finden als intollerante dogmatiker beschimpfen.. und dabei schwer agro werden. für diese gruppe gilt: hauptsache vegan, egal wo es herkommt. diese gruppe ist auch teil von den dir genannten materialisten. hauptsache vegan, palmöl – nicht mein problem! übrigens sind die bienchen aus dem friedensreich eher keine veganerInnen sondern eher teilzeitveganköstler (furchtbares wort ich weiß)

    3. böse linksradikale, von denen huu.. manche sogar ein bischen spirituell sind, allerdings ohne ihre umwelt damit vollzublöken, weil sie das nämlich als ihre privatsache ansehen. bischen naturverbundenheit hält mich nicht davon an cyanocobalamin zu supplemetieren. natur ist auch stadtlandschaft!

    knifflige sache, weil sich die 3 gruppen durchaus überschneiden können und rohköstler gibt es ja auch noch. die verteilen sich auch auf alle 3 gruppen, wobei ich denke sie sind hauptsächlich in der 1. „gruppe“ zu finden.

    • Ava Odoémena Says:

      Danke, Freut mich. Über deine Eingruppierungen muss ich noch nachdenken, kann da spontan nichts schlaues zu sagen. Kommt wahrscheinlich drauf an, ob man eine Lupe ansetzt, ein Mikroskop oder ein Rastertunnelelektronen“mikroskop“, und was für den Kontext dann das beste Instrument ist.

      intollerante dogmatiker

      Apropos… :-)) Schreib nie wieder Tolerant mit zwei LL, sonst wirst du von Häschern des Vereins für deutsche Sprache vom Bett weg verhaftet und gefesselt gezwungen in deren Kellern Lesungen von Bastian Sick beizuwohnen. Dort hat der nämlich sein Hauptquartier.

  3. Paul Says:

    zu meinem punkt 1 wollte ich noch anmerken dass das die sind die gerne versuchen mit sauerkraut usw. ihren b12-bedarf zu decken.. ist ja eigentlich nix neues. bei den kiffern sehr amüsant, da dass kraut eher selten in bioqualität zu haben ist. teer und thc ist ok, cyanocobalamin ist böse. manchmal merkt man es den leuten an dass sie schon ein bischen neben der fahrbahn sind. wenn sie schon länger vegan leben kann man auch die berühmten tellergroßen grünen augenringe bewundern.

  4. Soylent Linksgrün Says:

    Die als un“politisch“ verspotteten Veganer kann man getrost auch
    als klassische Veganer bezeichnen.
    Ihre Motivation ist weder naturalistisch-esoterischer Unfug noch,
    linksradikaler para-militaristischer und gewalttätiger Unfug.
    Simples Tun aus ethischer Überzeugung, dass das Leid vermindert.
    Dass macht den Veganer eigentlich auch aus.
    Denn erstmal ist Veganismus eine vor allem Lebensweise, keine
    theoretische
    Das dogmatische Konstrukt eines sog. „(Anti)Speziesismus“
    ist weder Bedingung vor veganes Leben, noch
    haben dessen Anhänger das Recht auf alleinige Vertretung der Veganer. Auch wenn Stößler und mit seinen Mehrfach-Accounts innerhalb seines „Phorums“ gerne so tut, als wäre dies denn so.

    Wie dumm Dogmatismus ist, weiß jeder.
    Und die de Facto Verminderung von tierischem Leid durch Umwelt/Tierschützer abwerten zu wollen mit dem „Sie-sind-nicht-antispezi-also-sind-sie-nicht-gut-denn-gut-heisst-einzig-vegan-und-das-bedeutet-wieder-antispezi-Dogma“ ist simpel typisch linker Flügelkampf um Vertretungsrechte der Sache
    (da bei linken Organisationen ja im Normfall anarchistische Prinzipen vor“herrschen“, fehlt förmlich auch eine klare Struktur,
    das nutzen besonders eifrige Dogmatiker und Individuen mit
    Führungs-Hybris dann gerne aus)
    oder in Klartext eben um Machtpositionen.

    Gerade selbsternannte Tierretter sollten statt ins Linke abzudriften und im Internetz theoretische Debatten und Dogmen zu erarbeiten,
    simpel, dass tun, was sie ja , dann wohl aber eher angeblich, tun.
    Vom veganen Leben allein kommen die noch existierenden Nutztiere sicher nicht aus ihrer jetztigen Lage und
    die sozio-ökologischen Probleme durch Klimaextremisierung, neuer Völkerwanderung, Ressourcenverschwendung, Überbevölkerung, Ölabhängikeit und Überproduktion lösen sich mit linken Fantasie-Schmähungen
    wie „spaltende Reformisten“ nicht in Luft auf.
    Die so Beschimpften fliegendem Spaghettimonster sei Dank auch nicht und ihre de Facto Weltverbesserung auch nicht.

    Was sich damit aber immer mehr in Luft auflöst ist der Anspruch besagter Linksradikaler (Veganismus scheint da ja nur Formfrage für Dogmen zu sein) de Facto etwas für eine Verbesserung der Situation der Tiere zu tun, auf den man sich als antispezi Veganer ja lauthals erdreistet zu berufen und das natürlich als allein gültige Representanten der gesamten Umwelt/Tierschutzbewegung, ganz im krassen Gegensatz zum „unpolitischen“ Veganer sei hinzugefügt.

    Noch ein paar interessante Zitate aus einem linken Blog
    (Quelle http://eisberg.blogsport.de/index.php?s=vegan) :

    „Von einem Aufstand der (Nutz-)Tiere aber ist nichts bekannt. Antispes handeln immer nur für die Tiere und nicht mit ihnen. Vielleicht würden Tiere ja eher die Konzepte von TierschützerInnen bevorzugen: Artgerechte Haltung statt Freiheit? Da aber keine Kommunikation mit Tieren möglich ist, kann das von den Antispes sich selbst erteilte Mandat nie zurückgezogen werden. Sehr praktisch.“

    „Aber genau dieses Urteil treffen doch auch die Antispes. Ihr lehnt Tierhaltung generell ab, aber ihr könnt keine Rücksprache mit euren Fürsorge-Objekten halten, ob die das auch so ok finden.
    Ihr überlasst ihnen ja gar nicht die Wahl, sondern trefft generelle Aussagen für sie.
    Außerdem bezweifle ich, dass die meisten Tiere eine weiterreichende Zukunftsperspektive haben. Wenn der Käfig offen ist, dann gehen sie natürlich erst mal raus. Ob ihnen die weiterreichenden Konsequenzen bewusst sind (kein Heim, kein regelmäßiges Essen, Schutz vor Feinden) wage ich zu bezweifeln.
    In menschlichen Ersatz-Rudeln lebende Tiere wie Hunde würden das Freiheits-Angebot vermutlich sogar gänzlich ausschlagen.“

    „Was der Behinderten-Feind Peter Singer kritisiert ist doch nicht das Mitleid mit Tieren an sich, sondern die Inkonsequenz der guten Mrs. Scott. Die Frau sagt, sie liebe Tiere, aber sie meint in Wahrheit aber nur Haustiere. Sie ist also erst einmal vor allem eine Hunde- und Katzen-Schützerin. Ihr deshalb aber Heuchelei zu unterstellen wäre aber falsch. Alle Tierschützer und ebenso die Antispes setzen Schwerpunkte und Präferenzen Bei Antispes vergrößert sich die Menge an Tieren, die ihnen wichtig sind und sie sind dadurch weniger inkonsequent. Sie selbst geben an, dass ihnen vor allem leidensfähige Tiere wichtig sind. Und doch, ich glaube nicht, dass ein Fisch-Dose soviel Emotionen auslöst wie ein Chinchillah-Mantel bzw. eine Pelzmantelträgerin wie ein Fischsandwich-Verspeiser. Genau deswegen werden Pelzhandelsgeschäfte attackiert und nicht Fischbuden. Das Lebewesen Chinchillah, dessen achtzigfache sinnlose Tötung hinter einem solchen Mantel steht, ist einem emotional wichtiger als ein Fisch. Auch Antispes machen aus emotionalen Gründen Unterschiede in der Praxis.“

    „Offenbar sind libertäre Gesellschaften auch ganz gut ohne die „Emanzipation nichtmenschlicher Tiere“ möglich. Von der französischen Kommune in Paris über das anarchistische Katalonien bis zu den zapatistischen Gemeinden in Chiapas ist mir nicht bekannt, dass diese libertären Gemeinschaften auf Tierprodukte und Tier“ausbeutung“ verzichten. Im Gegenteil: Mit der Selbstemanzipation der Bevölkerung konnten sich wohl in vielen Fällen die Armen erstmalig auch an den sprichwörtlichen Fleischtöpfen der Reichen laben. Es besteht offenbar kein direkter Zusammenhang zwischen Befreiung der Menschen und der Tierbefreiung. Deswegen wohnt der Antispe-Bewegung kein emanzipatorischer Kern inne.“

    „Dass die Antispes die Anerkennung als „emanzipatorische Bewegung“ wütend für sich einfordern ist ja aus ihrer Sicht verständlich. Ich halte die Antispe-Ideologie aber nun mal generell für konstruierten Unsinn. Den Ansatz die Kaschierung der massenhaften Fleischproduktion auf ideologiekritischer Ebene zu untersuchen finde ich zwar sinnvoll, aber die Forderung nach einer „Aufhebung des Mensch-Tier-Dualismus“ halte ich für unsinnig und reaktionär bis gefährlich.“

    Also selbst bei klassischen Linken kommt ein solches Verhalten nur noch als Farce rüber.
    Da bleibt wohl nichts mehr zu sagen als:
    Schlimmer als das Potenzial der Kernspaltungswaffentechnologie
    als Mittel der Selbstzerstörung ist nur eine Tierrechtsgruppe.
    Mehr Spaltbarkeit geht nicht.

    • Ava Odoémena Says:

      Und auch in den Zitaten nur die allseits bekannten Abwehr-Diskreditierungen…

      Den Speziesismus libertärer Gesellschaften als ernsthaften Beleg für ein Nichtvorhandensein des emanzipatorischen Kerns der Antispe vermarkten zu wollen, so peinlich zu argumentieren ist nur möglich auf der Innenseite gerade solcher Realitätsblasen, die der Antispe vorgeworfen werden. Eine Projektion zum Fremdschämen, unfassbar dumm.

      Das wird vor allem deutlich wenn man das mal auf Sexismus / Rassismus überträgt: Der Forderung zur Sklavenabschaffung läge also daher kein emanzipatorischer Kern inne, weil danach ja noch weiterhin Frauen geschlagen worden seien.

      Die Antispe oder Veganismusaktiven bräuchten eigentlich, wenn sie ihr Bemühen von solchen Idioten als Farce diskreditiert sehen, das noch nicht einmal zu kommentieren.

      • Soylent Linksgrün Says:

        Getrofene Hunde bellen und da ich den Hund schlagen will, fand auch einen (passenden) Stecken!
        Das schmeckt natürlich wirklich nicht, wenn man sich mit
        der im Kontext auf Tiere, die eben keine handlungsfähigen Subjekte sind, wie man es auch mit, mit Vermerk, speziesistischen Erkenntnissen der Naturwissenschaft
        zu drehen versucht, zur Worthülse gewordenen und ohnehin zweckentfremdeten Idee der Emanzipation.
        Da nützt auch der lahme Versuch einer Analogie zum Sexismus oder gar zum Rassismus nichts.

        In diesem Sinne:
        „Herr Wittmann, wir haben sie. Feindabschuss bestätigt, Turmbug durchschlagen, Feindpanzer qualmt nun…“

        Und sich nur auf eines der Zitate zu beziehen ist…
        nunja eben einfacher als einen eingesteckten Treffer zugeben zu müssen.
        Gerade im letzten Satz kommt so ein ein schön
        geschmortes Ego durch mit einem Akzent trotziger
        Frustration, ein emotionaler Gaumenschmaus!

      • Ava Odoémena Says:

        Die Treffer auf Allgemeinplätzen die du selbst konstruiert hast, als Sieg zu verbuchen ist eben auch eine Form der Masturbation…

      • Soylent Linksgrün Says:

        Jetzt werden Sie aber unverschämt mit ihrem Sexismus, junge Dame!

  5. system Says:

    Hey Ava, erstmal ein großes Lob! Habe deinen Blog durch Zufall entdeckt und finde, dass du wirklich gute Arbeit leistest! Dein Schreibstil ist interessant (im positiven Sinne ;-)) und die Informationen, die du anbietest, sind auch sehr gut! Zwei Fragen hätte ich allerdings: 1. Ist das Veg1 als Supplement denn so schlecht? Alternativen? 2. Kannst du vielleicht öfter Quellen benennen? Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das nicht immer einfach ist, weil man sich auch Informationen zusammenliest“, aber als Weiterführung für den interessierten Veganer wäre das schon hilfreich. Ansonsten: Toll, weiter so!

  6. Mononoke Says:

    Ich wollte die Pipetten-Methode auch mal ausprobieren. Machst Du das immer noch so, wie im letzten Abschnitt beschrieben?

  7. primal Says:

    „…unterliefen wir eine Art Präsozialisierungsmaßnahme, also bevor wir die Chance hatten uns zu sozialisieren,“

    Das kann so nicht stimmen.Denn man muss bedenken dass das Familienleben auch noch stattgefunden hat.Jedenfalls für die die eine Familie hatten.Es gab permanent
    Sozialisierungsangebote,sozusagen ;)

    Wenn „prä“ dann höchstens als kleiner Fetus oder Säugling.Später ist man in Interaktionen eingebunden die eine Unterscheidung von „Prä“ oder „Post“ gar nicht mehr zulassen.Jedenfalls denk ich mir das mal so wies mir gerade kommt,oder so.

    Schule ist meiner Ansicht nach nur deshalb für viele ein Unheimlicher Ort weil niemand einen wirklich auf die Trennung von der Mutter vorbereitet.Schule wird somit zum scheinbaren Trauma.Das echte Trauma ist aber immer die Trennung zum eigentlichen Trost um der Welt zu Widerstehen – Die Mutter.

    Man kann Biologische Gesetze nicht einfach aufheben indem man der Vereinsamung einen Namen gibt – Kindergarten,Kinderheim,Schule,Arbeit,Geburt im Liegen.Das Leben wird immer ein Kompensationsmuster Erfinden um die Trennung zu Symbolisieren und sie auf andere,ebenfalls Vereinsamte Menschen,zu Übertragen.

    Natürlich hat die eine oder andere Gruppe durch ihre Gewalt dann „Vorteile“ gegenüber andere vielleicht Friedlichere Gruppen.Aber,alles ist im Fluss und selbst die Idiotischste Gruppe wird mal Unterliegen.

    Was war Trumpf…? Ahja,Sozialisierung.

    Ich glaube das wir eben deshalb keine Chance hatten auf die Sozialisierung Adäquat zu Reagieren,weil wir im Kinderwagen gelandet sind,anstatt das man uns getragen hätte.Stabilität und somit Angstfreiheit ensteht nur durch Körperköntakt.Eine Gesellschaft die das nicht berücksichtigt,wird alle Gefühlsbasierten äusserungen oder Darstellungen als Schockierend Empfinden und dazu neigen Radikal dagegen vorzugehen.

    Ich wünsche mir an jeder Hausecke einige schöne Pornographische Plastiken.Wenn alles offen zutage gefördert wird,ist meiner Meinung nach weniger an Stress vorhanden und damit auch weniger an Gewaltbereitschaft diesen Stress gegen andere zu Kompensieren.

    Man muss ja nicht gleich im Kindergarten oder in der Schule Vibratoren verteilen.

    Man kann Sexuelle Darstellungen nicht Verbieten.Das Leben wird sich immer Kompensierende auswüchse suchen wenn es nicht das sein darf was es ist – Sexuell,und schön.

    Der Primitiv gezüchtete Mensch will allerdings nichts davon Wissen und neigt vielleicht eher zur Vernichtung aller Bedürfnisse anstatt sie zu Akzeptieren um somit die Welt zu Befrieden.

    Naja primal…schön,oder auch nicht,Phantasiert ^^

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