Veganer Staat – gibts nicht, geht nicht?

Wenn ich Nichtveganer mal ärgern will, verlange ich nach einem veganen Staat. Die Reaktion ist wirklich überraschend, die wollen uns gar nicht wirklich loshaben:-) Ich bring das immer ganz trocken und nebenbei, meistens verknüpft mit einer Tagtraum-Utopie – eine vegane Technozivilisation in der Antarktis,



„Marie Byrd Land: ©NASA/Michael Studinger“

basierend auf erneuerbaren Energien und mit Meerwasser-Eiswasser-Reflektoren im Orbit, um im städtischen Radius für angenehme Temperaturen und Licht zu sorgen, auch im Dunkelhalbjahr. Hoch bekäme man das Wasser natürlich mit einem Weltraumaufzug und Roboter würden das Wasser im Orbit zu Reflektoren formen.

Nahrungsherstellung per innenräumlicher Hydrokultur wäre ja kein Problem, alles

eine Energiefrage:

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Beziehungsweise, wenn man mittels orbitalen Sonnenreflektoren auf angenehme Temperaturen kommt, kann man Sand vom Meeresboden hochpumpen und Ackerbau betreiben.

Was viele nicht wissen, das Recht auf einen eigenen Staat ist im Völkerrecht verbrieft für jede kulturelle Gruppe, die in den Gesellschaften in denen sie lebt erheblich eingeschränkt ist. Man muss da nicht gleich an Israel denken, oder gar Kleinstaaten wie Andorra, Liechtenstein, Vatikan oder Palau, Singapur und Monaco,  sondern auch der Malthäser-Orden oder das Internationale Rote Kreuz sind Völkerrechtssubjekte. Der Malthäser-Orden könnte auch eine eigene Währung herausbringen, zum Beispiel. Er gibt Reisepässe aus und hat eine Verfassung, eine Staatsanwaltschaft, Botschafter und eine Regierung, aber kein Staatsgebiet.

Die Utopie eines veganen Staates ist also gar nicht abwegig wenn man sich die ganzen Besonderheiten des Völkerrechts mal so ansieht. Grund genug gäbe es, immerhin leben wir in Gesellschaften, in denen Tierleichen offen zum Verkauf angeboten werden, wie Lebensmittel. Alle um uns herum tragen Tierhäute als Kleidungsstücke oder beziehen ihre Möbel damit. Vegane Mütter werden von Verwandten, Ärzten und dem nichtveganen Umfeld terrorisiert, der Umgang mit veganen Müttern ist besonders harsch.  Und dieser Zugriff auf ein absolutes Grundrecht, die Übermittlung der eigenen Kultur an die eigenen Kinder stellt eine besonders schwere Form der Diskriminierung dar. Die institutionelle Verhinderung von Nachkommenschaft gilt gar als eine Form des Genozids. Aber wir wollen mal nicht die Oberkeule auspacken. Es gibt so viel andere Sachen die einfach nerven. Es besteht keine Kennzeichnungspflicht für unvegane Inhaltstoffe, sich eine vegane Produktpalette zu erarbeiten ist eine riesige Einstiegshürde für Neuveganer. Veganer haben nicht die gleichen beruflichen Möglichkeiten, viele Berufe sind unvegan. Oder der gesellschaftliche Umgang mit Veganern. Dieser Blog besteht wegen der vielfältigen antiveganen Aggressionen, denen Veganer tagtäglich ausgesetzt sind. Veganes Auge will diese vielfältigen und oft auch subtilen, manchmal auch offen aggressiven Diskriminierungen und Herabwürdigungen beobachten, analysieren und entlarven und so zur Aufklärung und Emanzipation der veganen Gemeinschaft in Deutschland und anderen deutschsprachigen Ländern beitragen. Aus dem Impressum. Was über Veganern alles so ausgeschüttet wird, kann jeder bei „Antiveganismus melden“ nachlesen.

Da läge es doch nahe zu sagen, nundenn, wir wollen uns nicht nur nicht mehr von euch länger ankacken lassen, sondern wir wollen unsere vegane Kultur frei leben können, in einem Rechtsgebilde welches wir bestimmen. Das Völkerrecht hat dieses Recht verbrieft.

Ja, der vegane Staat dürfte etwas gemütlicher sein als die Antarktis, aber die Landmassen sind alle schon besetzt. Der Homo Nichtveganer war in den letzten 300 Jahren sehr vermehrungsfreudig. Wer würde uns freiwillig ein Land von der Größe, wir wollen mal nicht gierig sein, Hollands abtreten? Mehr als Fragen können wir nicht, Krieg ist unvegan… Man könnte natürlich auch sagen, ist es nicht unser Ziel die Welt zu veganisieren? Öh, nee. Sich zu veganisieren ist eine zivilisatorische Aufgabe, deren Verantwortung beim Einzelnen und den Gesetzgebern liegt. Das ist eigentlich nicht unser Job. Wir machen das, weil wir etwas verändern wollen, die Mordindustrie in veganes Wohlgefallen auflösen wollen. Das entbindet aber Nichtveganer keineswegs von deren Verantwortung, sich selbst zu bemühen. Anders, ohne Rechtsgrundlage geht es sowieso nicht. Es muss „Klick“ machen, denn nicht vegan zu leben ist legal und wird es lange noch bleiben.

Aber die Reaktionen auf diesen Vorschlag sind erheiternd. Veganer sind zwar anstrengend, vor allem für das eigene Moralverständnis, aber los haben will man sie auch nicht. Ein spitzfindiger Kollege von mir mit dem ich gerne ein Schwätzchen halte, meinte das geht nicht, weil die Antarktis ist schon aufgeteilt im Forschungsauftrag:-) Diesen Vertrag müssten wir also nochmal nachverhandeln vor der UN, oder aber: Marie Byrd Land ist noch frei. Das reicht uns vorerst, vielen Dank! (Der Name geht aber gar nicht, Veganland ist wesentlich griffiger.) Da gibt es auch viele kuschelige Vulkane. Oder wie wäre es mit einem anderen Gebiet das noch keinen Staat hat, etwas näher und wärmer? Bir Tawil.

Also ich bin eher für die Antarktis. Wenn schon Wüste, dann eine mit genug Wasser drin. Wasser, Energie, ethische Zivilisation und ein halbjähriges Nachtleben – was will man mehr?

Platz genug hat es ja:



ccbysa2.5: Hannes Grobe, Alfred Wegener Institut

Und Marie Byrd Land (das ohne Bindestriche) allein hat schon 1.610.000 km². Deutschland hat so um die 360.000 km². Das bedeutet, MB-Land (dieser Name!), als Teil der Antarktis ist schon 4,5 mal größer als Deutschland. Nicht schlecht Herr Specht.



„Marie Byrd Land / Wikipedia, CC-Lizenz unbekannt“

Zum Abschluss noch ein paar mehr antarktische Schönheiten:

Kollege chillt.

Paar Veganer sind schon da.

Die Amis wieder, müssen gleich übertreiben.

Und einfach: WOW

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CCBYSA – Ava Odoéména
(n. verantw. für Werbeeinblendungen)

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45 Antworten to “Veganer Staat – gibts nicht, geht nicht?”

  1. Paul Says:

    Hmm… ich bin froh nicht der Einzige zu sein der seinen Schrieb nicht checkt. Dachte schon ich sei zu doof :-) Der wird sich jetzt bestimmt denken „Die sind unwürdig!!1!11“

  2. Clemens Sebastian Says:

    die sind unwürdig?

    nee
    Würde ist aber ein guter Witz
    Respekt

    ein Bongmont über verstehen hätte ich da noch
    iss von Luhman
    auch für Tobi.

    „Der Beobachter sieht sich nie als Beobachter, sondern immer nur als Operation, also als Vollzug der beiden Momente der Beobachtung (Unterscheiden und Bezeichnen). Deswegen muss in jeder Selbstbeobachtung das Beobachten primär sein. Die Konsequenz für die Fremdbeobachtung ist: Will man nicht einfach eine illusionären Konstruktion nachjagen, so muss man nicht „Beobachter beobachten“, sondern „Beobachten beobachten“.“

    http://www.uboeschenstein.ch/texte/joerissen-Beobachtungen.html

    ob da wohl nen Tier mit klar kommt
    deshalb spricht Ava auch von Schutz, nicht wahr
    die Tiere müsse man schützen
    die Natur

    macht die Mafia auch
    allerdings gegen Gebühr
    Protektion

    auch McDonalds benutzt diese MafiaMasche, legal
    gegen Gebühr gibt es immer das eklig selbe Zeugs
    und sicher ist das schon
    halt gegen das Leben

    Clemens

  3. Ava Odoémena Says:

    Sebastian, für deine Innensicht: Bei mir kommt von deinen Kommentaren an: Ich bin scheiße drauf, also mach mal ein wenig Rabatz bei den Veganern. Meine inhaltliche Kategorisierung: Derailment über Salven aus Allgemeinplätzen. Und gefühlsmäßig auslösen tust du bei mir nur Bestrafungsphantasien, so in etwa wie ich es denn vertreten könnte, den Müll des raunenden Säufers zu blocken. So wirkt das auf mich, wie das Geraune eines missmutigen Säufers an der Bushaltestelle. Wenn das deine Absicht ist, gratuliere…

  4. Alex Says:

    Ava, was hälst du von Eotopia?

    http://eotopia.wix.com/eotopia-de

    Ich wäre auch gern in einem veganem Land, weil es für mich einfacher wäre, aber wenn alle Veganer weg wären, dann fehlt den Karnisten ein starker Anlass, ihr Verhalten zu überdenken und ggf. zu ändern.

    • Ava Odoémena Says:

      Aloha Alex,

      Sich ernsthaft in eine dörfliche Gemeinschaft einzubringen ist eine große Herausforderung, für die Neuanfänger bestimmt leichter weil man so mit dem Aufbau und dem bürokratischen Kram beschäftigt ist. Italien wäre spannend, oder noch besser: Afrika, vorzugsweise in dem Teil der Englisch spricht. Leider ist das extrem arbeitsintensiv, und so verbreitet sich bei solchen „alternativen“ Gemeinschaften ganz schnell ein reaktionär-calvinistisches Nutzen- u. Funktionsdenken, nur Leute die hart anpacken sind dann noch erwünscht. Für Muse und Kunst ist da kein Platz.

      Was die Veganisierungspflicht der Gesellschaft betrifft, dazu hatte ich ja schon was gesagt im Artikel. Ich denke auch nicht, dass die Veganisierung mit dem Weggehen der Veganer aufhören würde. Ich denke sogar eher andersrum, dass man die Veganisierung der Welt gar nicht mehr aufhalten kann, selbst wenn man wollte. Die physikalischen Zwänge allein sind ja da, beim ethischen Aspekt braucht man gar nicht anfangen.

    • Burkhard Says:

      Nein, es wäre nicht einfacher. Veganismus kann es nur in einer unveganen Gesellschaft geben, denn irgendjemand muss ja die funktionierenden Prozesse in Gang halten, von denen auch die Veganer leben.

  5. yerainbow Says:

    ich wäre sehr dafür.
    Dann dürfen die Veganer das mit sich und untereinander ausmachen.
    Mit Visums-Pflicht.

  6. Ava Odoémena Says:

    Hab mal meine ersten Kommentare in den Artikel mit eingebaut, da gehören sie hin. Danke yerainbow, du hast mich dran erinnert dass ich hier noch was machen wollte.

    Demnächst kommt ein toller Film über die Antarktis raus, ich hab mir schon lange keine DVD mehr gekauft, aber die kaufe ich mir sofort wenn sie da ist. „A Year On Ice“ http://www.frozensouth.com/

    Auf Vimeo gibt ein paar tolle Clips über die Antarktis, wie diese beiden hier:

    Diese wunderschöne Gräue. Das Grandiose. Das Edle. Das Reine. Das Weite. Das Wilde. Ich muss da unbedingt hin, einmal in meinem Leben. Und wenn ich an Land gehe werde ich auf die Knie fallen und weinen.

  7. Ghost in the shell Says:

    Also, ich find‘ die Idee cool … vor allem, weil das die Menschheitsentwicklung einen ziemlichen Schritt nach vorn bringen würde, nicht nur aus moralischer Sicht. Wenn ich daran denke, welche technologischen Entwicklungen damit beflügelt würden … einfach nur wow!

    Ich hab‘ mal mit ein paar Freunden ein anderes Gedankenexperiment durchgezogen:
    Stellt Euch vor, eine hypothetische Veganerpartei würde bei einer Bundestagswahl eine 2/3, also verfassungsgeben Mehrheit erlangen.

    Was würdet Ihr ändern?

    • Ava Odoémena Says:

      Aloha Ghost in the shell

      Eine Veganerpartei mit absoluter Mehrheit wird es bestimmt nicht geben, schon weil da bis zum Erreichen eines solchen Wahlergebnisses die vegane Ethik so breit vom Mainstream übernommen worden sein muß, dass man gar keine Spartenpartei mehr bräuchte. Das wär dann halt eine Bürgerpartei, deren Mitglieder wie der Rest der Bevölkerung sowieso schon mehrheitlich vegan wäre.

      Die Frage die sich dann überhaupt stellen würde, wäre ob man Veränderungen noch durchsetzen müsste, weil die meisten Leute schon vegan leben. Dann wär die *juristische* Ausdehnung von zum Beispiel des Rechts auf Unversehrtheit auf Tiere reine Formalsache.

      Wenn Veganer mal so weit sind, wäre der nächste Schritt die Regierung aufzulösen und eine räteanarchistische Bürgerselbstverwaltung aufzubauen:-))

  8. Paul Says:

    Das wäre vielleicht eine Alternative zur kalten Antarktis:
    http://www.sueddeutsche.de/kultur/schwimmende-soziallabore-ozeanisches-gefuehl-1.1869829
    natürlich ohne die Fischfarmen…

    • Ava Odoémena Says:

      Spannende Geschichte. Wenn ich das richtig verstehe zielen die aber architektonisch nicht auf Selbstversorgung, sondern das wird dann eine Art Freihafen der assoziiert ist mit einem Gastgeberland.

      • Paul Says:

        Egal wie die es machen, wir Veganer würden es eh besser machen.
        Da sagt z.B. einer: „Wenn es mein Seastead wäre, dann würden dort einfache und für jeden nachvollziehbare Gesetze gelten. Sehr viel mehr als Menschenrechte und Common Sense wäre gar nicht nötig.“
        Da fehlt auf jeden Fall schon mal das Wort Tierrechte :-)
        Trotzdem finde ich das Ganze spannend da ich immer offen für Neues bin…

  9. primal Says:

    Wenn die Ozeane mal Ausgetrocknen,wer braucht schon Wasser,wird genug Land vorhanden sein.Allerdings…Wo viel ist,kommt noch mehr dazu – An Menschen.

    Der Mensch müsste erstmal seine Parasiten loswerden damit er von denen nicht immer wieder dazu gezwungen wird (ganz genau…),sich Fremde Länder Untertan zu machen.

    Die sind nämlich unglaublich schlau diese Parasiten.Ist sone Art Schwarmintelligenz die im Menschenkörper ihr Unwesen treibt.Denk ich mal so.

    Leider reichts bei den Parasiten dann doch nicht allzu weit mit ihrer Intelligenz um sich und den Wirt am Leben zu halten,und sie Sterben sogar absichtlich mit ihrem Wirt den Parasitären Doppelten Heldentod.Natürlich erst nachdem der Wirt,etwa Steve Jobs,für das Staunende Publikum bis zum bitteren Ende brav gegen die Selbstvernichtung angekämpft hat.Selbst ein einziger und sogar Intelligenter Mensch glaubt das er die Mehrheit Überlisten oder gar bekämpfen kann.

    Irgendwie hatten ihn also die Parasiten dazu gebracht,dann doch nicht den Lebendigen Weg zu Wählen.Sie haben ihm eingeflüstert das sie mehr Chemo brauchen um sich selbst noch Intensiver zu Vermehren (Die sind auch nur scharf auf Sex) Hätter mich mal um Rat gefragt,der Dödel.Also der Jobs ^^

    Freilich hatte er auch Vergessen,aus Versehen natürlich,das Schlampiges Leben in Frühen Jahren,so mit Koks und alles andere,dazu führt das der Metabolismus vorgeschädigt wird,um dann später mal die Parasiten anzulocken,oder sich Metamorphotisch (Metamorphistisch,oder Metamephistisch hmmm?) aus Blut selbst zu bilden?,die ja darauf Programmiert sind,den Müll im Körper…ich meine – irgendwer muss doch das Ungemach aufräumen,oder ?

    Ist wie draussen in der Natur – Da wos Bäumchen umfällt,da gibts viel Nahrung für die Pilze…

    Antarktis ist gut.Da ists schön Kalt und man lebt länger.Da gibts auch wenig Pilze für die Bäume ;)
    Unterirdisch sind vielleicht noch Versteinerte,oder Vereiste,Bäume zu finden.Wer weiss das schon so genau.

    Mich ziehts aber eher nach Palau.Oder sowas in der Art.Ich brauch Wärme und ne Blaue Lagune.Und auch ein bisserl mehr an Licht als wie hier im Dunklen Land.

    Der Lottogewinn ist nicht mehr allzu weit entfernt :)

    Wenn sich jemand beteiligen will ? Ich hab noch Plätze frei ^^

  10. Patriola Lobadai Says:

    Wäre das artgerecht Gemüse und Früchte in der Antarktis zu züchten? Und ich denke nicht, dass auch die Herstellung der Gerätschaft vegan wäre. Sie würden sich in der Antarktis nur selber vegan ernähren, mehr nicht! Einen veganen Lebensstil würde es in der Antarktis definitiv nicht geben.

    • Ava Lang Says:

      Hahahaha, und erst die Holländer die den Schnee wegschippen müssten um Gewächshäuser zu bauen, das wär ja nicht artgerecht gegenüber den Schneeflocken. Außerdem müssten die atmen, wie artungerecht gegenüber den Luftmolekülen.

      Ich mags wenn ein Trollversuch funktioniert, bei dir hab ich mich spontan gefragt, ob man eigentlich jemanden wegen Körperverletzung anzeigen kann, wenn der so einen Schwachsinn daherredet, dass man sich erst mal ritzen muss um das auszuhalten:-) Glückwunsch.

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