Sex mit Nichtveganern

Wie man an der Namensänderung unschwer eruieren kann, bin ich nach 20 Jahren wieder solo:-) Enge Freundschaft reicht manchmal eben nicht aus, aber es ist alles vanilla. Die Sache ist emotional überstanden, 20 Jahre sind natürlich eine lange Zeit und das zu verdauen ein harter Brocken. Wir sind nach wie vor gute Freunde, nicht im Sinne amerikanischer Serien, sondern richtig.

Weil mein Ex wie ich „ethischer“ Veganer ist (echter Veganer), war es während meiner Ehe sehr leicht mich als vegansexuell zu definieren. Also jemand, die lieber mit einem Mann oder einer Frau intim ist, der oder die auch vegan lebt.

Einige Zeit nachdem der ganze Scheidungskram erledigt und der Kopf frei war, war ich schon an Sex interessiert, aber ich hab mich nicht ernsthaft umgeschaut, und es hat sich meiner Meinung nach auch nicht wirklich jemand für mich interessiert, oder die flogen alle unter meinem Radar durch. Bis ich 11 Kilo abgenommen habe, dann war mir zum ersten mal wieder bewusst aufgefallen, dass ich angegraben werde, oder, weil ich mich dann auch attraktiver fühlte, andere Signale aussendete. Na ja, und wie das oft so ist, ergibt sich die Gelegenheit eher zufällig und dann ist es passiert, Sex mit einem Nichtveganer. Nichtveganer, Nichtvegetarier, ich hatte Sex mit dem Feind sozusagen. Richtig guten Sex, holla die Waldfee. Nennen wir es mal Bingo-Sex. Das ging über 14 Stunden, Waldfee ist jetzt mein Mittelname, Ava Waldfee Lang:-) Wow. Das ist war sehr kompatibel.

© http://www.rebelsmarket.com

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Tja, und seitdem bin ich eben definitiv nicht mehr vegansexuell. Für eine Beziehung stelle ich mir das kompliziert vor, das würde nicht gehen. FleischMilchEi im gleichen Kühlschrank, das ist jenseits des Vorstellbaren. Auf der anderen Seite bin ich nach 20 Jahren Ehe von enger Beziehung erstmals grundlegend geheilt, sodass sich die Problematik gar nicht ergibt. Ich wohne in einer veganen 3er-WG (zur Zeit lauter Frauen), mehr Nähe muss nicht sein.

Was mich überrascht hat, es will sich einfach kein schlechtes Gewissen einstellen, schließlich bin ich für seinen Konsum nicht verantwortlich. Der Gedanke, ihn aus dem Grund abzulehnen, weil er nicht vegan lebt, war mir nicht in den Sinn gekommen.

Nun könnte man natürlich auch argumentieren, dass genau dieser Umstand, dass ich eine körperliche Zuwendung zu einem Nichtveganer zulasse, für ihn seine Lebensweise legitimiert. Aber die hat er für sich selbst sowieso schon legitimiert, ich sehe das eher so, dass er durch diese Begegnung überhaupt zum ersten mal mit veganen Erwägungen in Berührung kommt.

Hm.

.Ava Lang
Neue Ethische Orthodoxie (NEO)
neo-symbol

(n. verantw. für Werbeeinblendungen)

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29 Antworten to “Sex mit Nichtveganern”

  1. Mononoke Says:

    „Ich verstehe noch nicht ganz, weshalb hier die Ausnahme eine andere Bedeutung hat, als bei der Kleidung. Kannst du es mir erklären?“

    Hat sie doch schon. Im Text schreibt Ava: „schließlich bin ich für seinen Konsum nicht verantwortlich“.
    Ihre Kleidung hingegen gehört zu *ihrem Konsum. Rätsel gelöst?

    • Mononoke Says:

      (Das war ein Kommentar an „helge“.
      Warum lassen sich Beiträge hier eigenlich nicht editieren?)

      • Ava Lang Says:

        Ja, das gibt es wohl, aber wenn man sich in WP mal auf ein „Design“ festgelegt hat, ist eine Umstellung auf ein anderes Design der Horror. Dass das an Helge ging war aber klar.

    • helge Says:

      Ich verliere allmählich die Lust am Kommentieren, denn es verstehen viel zu viele Leute meine Einwände falsch, ob extra oder unabsichtlich, sei dahin gestellt. Es kann auch sein, dass ich wegen meiner momentanen Schreibschwäche zu schlecht formuliere und deshalb die Punkte nicht klar werden, auf die ich hinaus will.

      Viele Leute bezeichnen sich und andere fälschlich als Veganer, obwohl diese sich bloß vegan ernähren. Die Frage ist: ist Sex mit einem Unveganer vegan oder nicht? Oder ist sonstiger Verkehr mit Unveganern, z.B. geschäftlicher, sozialer oder sonstiger vegan oder nicht?

      Ava sagt: dieser Umgang mit Unveganern ist trotzdem vegan, weil sie nicht für deren Konsum verantwortlich ist. Ava schreibt:

      „Nun könnte man natürlich auch argumentieren, dass genau dieser Umstand, dass ich eine körperliche Zuwendung zu einem Nichtveganer zulasse, für ihn seine Lebensweise legitimiert.“

      Das ist aber nicht der Punkt, auf den ich hinaus will, sondern mir geht es darum, ob Ava seine Lebensweise für sich legitimiert. Sie sagt sinngemäß: mir doch egal, ob du Veganer bist oder nicht, jeder soll für sich selbst verantwortlich sein. Ob du nun Schlachter bist, oder Tierretter, spielt keine Rolle für mich.

      Mit dem gleichen Argument könnte sie auch Sex mit Mördern, Vergewaltigern, Kinderschändern und was weiß ich für einem Gesocks für sich legitimieren, denn sie ist nicht für jene verantwortlich. Oder sie kann sich einen Mann suchen, der Milliardär ist, weil er eine Bank zur Ausbeutung Afrikas gründete, oder einen Waffenhändler, oder, oder, oder.

      Ich gebe zu: als Ethik-Amateuer kann ich meine Argumentation nicht ethisch begründen, aber ich kann mit normalem Menschenverstand sagen: das stinkt, da ist was faul. Man vögelt nicht mit Leuten, die völlig konträrer ethischer Auffassung sind, vor allem nicht als öffentlich bekennende Veganerin, als Gründerin von Veganes Auge und der NEO. Versteht ihr, dass es hier nicht so sehr um Legitimation, sondern um Glaubwürdigkeit geht?

      Das ist wie ein Justizminister, der klaut, oder ein Gesundheitsminister, der raucht und säuft, oder eine Familienministerin, die ihre Kinder vernachlässigt. Das mag ja legitim oder wenigstens verständlich sein, doch gewisse Positionen in der Gesellschaft erzwingen förmlich ein bestimmtes Verhalten oder erzwingen die Unterlassung bestimmter Dinge.

      Es reicht, nur weil man mit jemandem gern vögeln will, dass alle ethischen Überlegungen weg fallen? Ja, okay, der Sextrieb ist ein mächtiger, nur wenige können widerstehen, aber wozu Scheinbegründungen? Das ist Doppelzüngigkeit, entweder man ist Veganer oder nicht. Punkt!

      Oder, was man auch tun kann: man kämpft für Veganismus, behält aber seine Ausnahmen und Ausrutscher für sich, hängt sie nicht noch an die große Glocke. Ich meine: stellt euch doch mal vor: die Vorreiterin eines ethischen Veganismus vögelt mit Omnivoren, hängt mit Bänkern und Politikern rum, mit Dealern und Verbrechern. (Ist nicht so, soll nur ein Beispiel sein). Das geht nicht. Wenn ich in dieser Bewegung drin wäre, würde ich versuchen sie zu entfernen, oder selbst gehen.

      Wenn die Fäulnis bereits in der Wurzel oder im Samen steckt, dann gute Nacht!

      :o/

      • Ava Lang Says:

        Helge, lass mich dir mal erklären von welchem Reflex du gerade durchgeschüttelt wirst, denn du hast da (dein einziger roter Faden) ein wenig die Übersicht verloren. In deiner Vorstellung gehören wir beide zur gleichen, nennen wir es mal Sippe. (Obwohl das nicht der Fall ist, denn ich bin Veganerin und du betreibst vegane Rohkost, aber das mal zur Seite.) Und von der Prämisse aus, spannst du einen psychologischen Bogen, dass ich, bzw. meine Sexualität eben dieser Sippe, im engeren Kontext sogar dir gehört und nicht mir selbst. Dieser vorausgesetzte, unausgesprochene Verfügungsvertrag wird natürlich in sexistischer Denke auf eine erhebliche Art verletzt, wenn das kontrollierte Objekt mit jemandem aus einer anderen Sippe „vögelt“. Denn deine Einwände sind ein schlecht maskiertes Bestrafungsritual für eben dieses „Vergehen“. Eine Schlampenächtung, frisch aus dem patriarchalen Stammhirn:-)

        Wie aber funzt die Echtwelt? In einer fast vollständig unveganen Gesellschaft arrangieren wir uns ständig mit denen, die vegane Werte nicht teilen, wir arbeiten oder studieren mit unveganen Kollegen, haben unvegane Chefs, kaufen im Supermarkt ein der ein breites Angebot an unveganen Produkten bereithält usw. Wie kannst du ergo für eine Firma arbeiten, die nicht rein vegan ist, in einer Stadt leben, die nicht rein vegan ist, im Internet posten, dass von Nichtveganern unterhalten und benutzt wird, in einem Haus, dass nicht von einem Veganer gebaut wurde etc. pp. Und in deinem Schwall an Kontrollreflex vergisst du, dass es beim Veganismus nicht um Kontrolle geht, sondern um persönliche Verantwortung für die eigenen Handlungen.

        Die Ironie hier ist, dass du dein unveganes Verhalten auf mich überträgst, in deiner Eifersucht ist gar kein Raum für eine Reflektion über die repressive Anmaßung, die du dir hier geleistet hast. Außerdem müsstest du ja mittlerweile mitbekommen haben, dass ich nicht dumm bin, und somit Druckversuche eher das Gegenteil bewirken.

        Es ist darum eine Energieverschwendung im doppelten Sinne, denn du bist ein Typ mit dominanter Neigung, und es gibt durchaus legitime und einvernehmliche Situationen in denen Dominanz und Unterwerfung als Spiel(!) gewünscht und erlaubt ist. Aber wenn du das so betreibst ist es eine soziale Umweltverschmutzung.

  2. Ava Lang Says:

    Hallo E., liebe Grüße, Youtube Videos kommen bald, versprochen:-))

  3. helge Says:

    Die Problematik, nicht vegan in einer unveganen Gesellschaft leben zu können, ja, die sehe ich auch. Nur ich will auf etwas anders hinaus, als du. Wenn ich eine vegane Ethik schaffen will, dann muss ich klare Grenzen ziehen.

    Logo, man kann in unserer Gesellschaft nicht vegan leben, aus den von dir genannten Gründen heraus, jedenfall nicht ohne sehr viel Kohle. Aber dann ist es eben so, dass jemand, der in dieser Gesellschaft lebt, nicht vegan sein kann. Das ist doch eine interessante Feststellung und kein Grund, sich angegriffen zu fühlen.

    Wer hier lebt, Steuern zahlt, wohnt usw ist kein Veganer, denn letztlich ist er ein Konsument, der das unvegane System mit finanziert und unterstützt. Ich werde mich deshalb nicht mehr als Veganer bezeichnen, denn ich kann es unmöglich sein, solange ich hier bleibe.

    Für mich ist dies keine Tragödie, ich bin nicht von einer Bezeichnung abhängig. Ich versuche noch mal meine Argumentation an einem Beispiel zu erklären:

    als natürliche Person sehe ich mich verpflichtet, jemandem zu helfen, wenn er angegriffen wird. (vorausgesetzt dies ist sinnvoll möglich, es gibt Ausnahmen, wenn der Angreifer bewaffnet ist zum Beispiel). Unterlassene Hilfeleistung kann sogar strafbar sein.

    Vegane Menschen erweitern diese Pflicht der Hilfeleistung auf Tiere, sie sehen sich Tieren gegenüber genau so verpflichtet, wie Menschen gegenüber. Ich verstehe noch nicht richtig, weshalb jemand zwar jemanden meidet, wenn er andere Menschen quält und tötet, aber wenn dieser es mit Tieren tut, er ihn nicht meidet, unter dem Vorwand, er sei selbst für sich verantwortlich.

    Ich kann es auch anders ausdrücken: angenommen, ich weiß, meine Nachbarin quält ihre Kinder und tötet andere Kinder, (das ist nur ein Extrembeispiel, um meine Argumentation zu verdeutlichen) Kann ich unter ethischen Aspekten mit ihr ins Bett steigen? Ich bin ja nicht für sie verantwortlich. Kann ich das Leid und den Tod der Kinder einfach so ignorieren, ohne mitschuldig zu werden? Analog zum Begriff „vegan“ kann ich mich hier nicht als „menschfreundlich“ bezeichnen, nur weil ich mit der Frau vögele, denn ich handele ja feindlich gegen die Kinder.

    Ich denke, an diesem Beispiel wird klar, was ich meine. Meine Haltung ist auch klar dazu: nein, ich kann nicht mit ihr ins Bett steigen und ich darf ihr Verhalten auch nicht ignorieren, sondern ich bin den Kindern gegenüber verpflichtet zu handeln.

    Ava, es gibt viele Frauen, die stehen auf Serienkiller, schreiben denen Briefe in den Knast, wollen die heiraten, aber die gelten für normale Menschen als krank. Eine normale, gesunde Frau vögelt nicht mit Killern, zumindest nicht, wenn sie davon weiß. Solche Frauen haben mächtig einen an der Klatsche, um es moderat auszudrücken.

    Jetzt frage ich dich: was ist der Unterschied unter ethischen Gesichtspunkten, ob nun jemand Kinder oder Tiere quält und tötet? Die Qualität? Tiere zu töten ist nicht so schlimm wie Menschen zu töten? Daher ist es okay, mit jemandem zu verkehren, der Tiere, aber keine Kinder tötet?

    Wie dem auch sei, ich will nicht den Moralapostel spielen, nur darauf hinaus, dass jemand, der mit Unveganern verkehrt, kein Veganer ist, bzW sich nicht mit Recht so bezeichnen darf. Er mag eher an den Veganer herankommen, als jemand der Tiere tötet, aber er ist keiner.

    Das ist nicht als persönlicher Angriff gemeint, sondern eher als Hinweis darauf, dass diese Gesellschaft kein veganes Leben zulässt, egal, wie gern jemand so leben möchte. Es ist faktisch unmöglich. Und dass ist der Skandal. Ausser für reiche oder für extrem alternativ Lebende, ist hier kein veganes Leben zu führen.

    Ich kann dich aber auch ein Stück weit verstehen. Du willst auf die ganzen Annehmlichkeiten nicht verzichten, die diese Gesellschaft bietet. So wichtig ist dir der Veganismus nun auch nicht, dass du im Wald und in der Höhle leben willst. Nur auf der anderen Seite finde ich es merkwürdig, dass gerade du, die jede Spitzfindigkeit anbringt, wenn es um andere geht, bei dir selber einen richtig großen blinden Fleckt hast.

    Dann kommst du mit „Verführungsvertrag“, „sexistischer Denke“, „Sippe“. Aber wer hat es ausgesprochen, wessen Memen sind das? Deine! Mir ist es scheißegal, mit wem du verkehrst, es geht darum, dass deine Ethik auf wackeligen Beinen steht, das ist eine glattgebügelte und weichgewaschene Ethik ohne Hand und Fuß. Du kommst mir langsam vor wie ein kleines Mädchen, dass die Tiere aus der Tierversuchsanstalt rettet, aber mit dem Vorstandsvorsitzenden der Gesellschaft ins Bett steigt. Du bist schließlich nicht für sein Handeln verantwortlich.

    Das ist unausgegoren, damit kannst du echt nur einfache Leute hinterm Ofen hervor locken, die offensichtliche Widersprüche nicht erkennen oder nicht wahrhaben wollen.

    Wenn du nach meinen Argumenten nun einen Entwicklungsschritt getan hättest, nach dem Motto: ups, ich habe da wohl was nicht bedacht, ich darf mich (noch) nicht Veganer nennen, denn ich handle nicht vegan, dann wäre es schön gewesen. Suche dir einen besseren Begriff, Veganer passt nicht zu dir. Paraveganer vielleicht?!^^

  4. mimenda Says:

    Veganer, die auf der Säule in der Wüste sitzen und von oben auf die wenigen Passanten herunterkacken, sind wohl die reinsten ihrer Art. Rein oder nicht rein, das ist hier zwiefach die Frage. Ob’s edler im Gemüt, den „unreinen“ Vögler zu meiden oder ob frau ihn dennoch reinlässt, das sind „Fätz“ für Leute, die zu wenig zu tun haben. Das Einverleiben von nicht selbst getöteten Tieren ist hierzulande „normal“. Die meisten Tieresser sind sich nicht über das, was sie mitverschulden, im klaren oder verdrängen ihr schlechtes Gewissen (und projizieren ihren Hass auf Veganer). Wenn eine Veganerin mit einem „Unreinen“ vögelt, könnte beiderseits ein gewisses spirituelles Interesse vorhanden sein oder entstehen. Wenn dies so ist, kann der Sex mit dem „Unreinen“ zum Initiationserlebnis für diesen werden, womit mehr gewonnen wäre als verloren.

  5. Gundolf Says:

    „Nennen wir es mal Bingo-Sex. Das ging über 14 Stunden …“

    grins … na klar, 14 Stunden. Und ich kann über Wasser gehen und nenne mich nun Jesus-Gundolf ;)

  6. michaelsveganeernahrung Says:

    Eine einheitliche vegane Lebensweise gibt es nicht. Manche ernähren sich aus gesundheitlichen Gründen vegan, andere erweitern ihre Definition von Lebensweise auf den Tierschutz und geben ihren Hunden sogar reine Pflanzenkost. Alle haben eines gemeinsam, sie sind Veganer. Darüber totalitär und ausgrenzend zu diskutieren ist lediglich ein Mangel an Toleranz und spiegelt die eigenen Machtgelüste wieder. Andere Menschen auszugrenzen, sich aber über eine eigene Ausgrenzung und Ablehnung zu beschweren ist paradox.

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