Unterwegs mit Gutmenschen: Das „VitaGoat“-Projekt

Gutmensch. Diese pauschale vorab-Diffamierung jeglicher moralischer Erwägungen, wird gerne von Reaktionären aller Couleur als Maulkorb im Kampf gegen Vernunft und den gesunden Menschenverstand verteilt.

Dennoch sind Gutmenschen überall unterwegs und versuchen die Dinge zum Guten zu wenden, Stück für Stück, jeden Tag.

Im Kampf gegen die Armut außerhalb von Deutschland gibt es einen recht jungen Trend hin zu Microunternehmen und zu Microkredit, von dem vor allem Frauen profitieren; und der als erstes Entwicklungshilfekonzept eine gute Erfolgsbilanz vorweisen kann.

Eines dieser Projekte möchte ich heute hier vorstellen, das so genannte VitaGoat-Projekt. Der Name ist etwas irreführend und hat auch nichts mit Horrorideen à la Oxfam zu tun, die vitale Ziege dient der aus der veganen Perspektive etwas unglücklichen Assoziation von Sojamilch und Sojamilchprodukten mit Tiermilch. Auch in Entwicklungs- u. Schwellenländern haben tierbasierte Lebensmittel einen hohen Status, während pflanzliche Kost als Armenkost gilt. Vermutlich haben sich die Namensgeber deshalb zu dieser Symbolik animieren lassen.

Bei Vitagoat handelt es sich nämlich um ein autonomes, von Strom unabhängiges System zur Sojamilchherstellung der kanadischen Nichtregierungsorganisation Malnutrition Matters.

VitaGoat System

VitaGoat System ©malnutrition.org

Durch die Möglichkeit autonom in jedem Dorf eine Dampfhitze-Methode für die Sojamilchherstellung zum Einsatz zu bringen, welche besonders energieeffizient ist, kann hier mit Soja ein wichtiger Beitrag für die Ernährung geleistet werden, und etwas für die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort getan werden.

Hier eine Video-Dokumentation in zwei Teilen über das Projekt.

Einer der Hauptsponsoren des Projektes ist paradoxer Weise Alpro N.V. aus Belgien, den meisten bekannt über die veganen Produktreihen Alpro Soja und Provamel. Paradox, da die Befähigung zur Herstellung von Sojamilch selbstverständlich nicht im Interesse von Alpro N.V. ist, schließlich lebt das Unternehmen davon, Produkte aus Soja für den Konsumenten herzustellen.

Nach Ansicht von Veganes Auge ist dies ein sehr gelungenes Projekt, eine Melange aus kreativen Ideen und dem Willen, etwas zum Guten zu verändern, Vernetzung von Organisationen, und der Möglichkeit für westliche Konsumenten mit dem Erwerb eines Produktes einen Technologietransfer zu unterstützen, der wesentlich zur Emanzipation von Armen beiträgt, ohne dabei eine allzu große Abhängigkeit herbei zu führen.

Schön, dass es Gutmenschen gibt.

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Ava Odoemena
(n. verantw. f. Werbeeinblendungen)

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15 Antworten to “Unterwegs mit Gutmenschen: Das „VitaGoat“-Projekt”

  1. Kabi Says:

    Und für meine Begriffe auch ein bißchen paradox da Alpro ja vor ner Weile von Dean Foods gekauft wurde. (http://www.deanfoods.com/our-company/news/press-release.aspx?StoryID=1298882)
    Aber doch ein tolles Projekt an sich.

    • Ava Odoemena Says:

      Hoppla! Das wusste ich noch nicht. Dean ist ein amerikanischer Tiermilchgigant, die größte Molkerei der USA. Die hatten schon im „Biomilch“ Sektor investiert bevor sie auch WhiteWave gekauft haben. Letzteres is so eine Art amerikanisches Alpro. Wollen sich wohl breit aufstellen im Sortiment und jetzt global expandieren. EDIT: In den USA ist es üblich, dass sich Tiermilchverwerter eine kleine Sojamilchproduktion halten, meist dazugekauft.

      Was ich überhaupt nicht verstehe, warum hat die Vandemoortele Group Alpro abgestoßen, das ergibt für mich keinen Sinn.

  2. moglee Says:

    Mal ’ne andere Frage die sich mir im Zusammenhang mit Säuglingsnahrung immer stellt. Muss jemand der egal in welchem Alter abgestillt hat, mit Säuglingsnahrungsersatzstoffen z.B. in Form von Sojadrink weiter am Leben gehalten werden? Gerade bei den Menschen in Afrika und Teilen Asiens sind ja Kuhmilchallergien aus gutem Grunde sehr verbreitet. Nun versuchen vor allem Europäer schon seit Jahren, den Menschen dort Kuhmilch schmackhaft zu machen, warum kommen nun welche von uns „einfältigen Gutmenschen“ hinterher und müssen sie mit Sojadrink beglücken?

    Wenn es schon Milch sein muss, dann wenigstens die aus Getreide. :)

    • Ava Odoemena Says:

      Bei diesem Koagulat aus Allgemeinplätzen bringst du einiges durcheinander:-)

      Die aggressive Bewerbung von Muttermilchersatz *als bessere Alternative zu Frauenmilch* war mitnichten das Werk von Gutmenschen und schon gar nicht von „uns“ („wir bösen Weißen ./. die edlen Wilden“), sondern dahinter standen knallharte ökonomische Interessen von eben den Unternehmen, die diesen Muttermilchersatz herstellen. Ein Skandal.

      Zu Vitagoat besteht da nicht der geringste Zusammenhang.

      Soja bietet sich aus vielerlei Gründen an. Ich bin nicht sicher was konkret du meinst mit Getreidemilch (Hafer?), aber Getreide verfügt nicht über das komplette Profil essentieller Aminosäuren und man kann auch keinen Tofu daraus herstellen.

      Was die Popularität von Tiermilch besonders in Asien betrifft, das versuchen nicht die bösen Weißen den edlen Wilden „schmackhaft“ zu machen, es gibt da keinen rein aktiven und rein passiven Teil. Die Leute da sind *geil* auf Tiermilch, also die, die Lactose verdauen können. Nike-Schuhe kaufen, Marlboro Light rauchen, einen Ipod besitzen und Eiscreme aus Tiermilch die grün eingefärbt wurde, die Leute wollen das! Sicherlich wird das auch von Werbung beeinflusst, aber prinzipiell steht dahinter doch die Sehnsucht nach dem westlichen Ideal.

      Dass das kein Ideal ist, nun, da ist ja nochnichtmal die Mehrheit in unseren Gefilden dahinter gekommen…

  3. moglee Says:

    Also das mit uns „einfältigen Gutmenschen“ war natürlich selbstironisch gemeint, da mir dieser „Stürmerbegriff“ ständig um die Ohren gehauen wird, nicht nur im Zusammenhang mit Veganismus, Multikultiträumer, Ökofaschist, Pazifistenschwein.

    Mit Getreidedrinks meinte ich Hafer- u. Reisdrinks, vergaß dabei, dass Soja eine Bohne ist, *schäm*. Es stehen auch bei Tiermilch wirtschaftliche Interessen im Hintergrund, gerade was den asiatischen Markt angeht. Bei uns träumen die Milchsklavenhalter regelrecht davon, die Babynahrung ihrer Sklaven nach Asien zu vermarkten und die CDU-Minister bestärken sie noch in dieser Annahme. Wenn sie dann den chinesischen Markt erobert haben, bekommen die dafür das Bundesverdienstkreuz mit Rande. Den psychologischen Aspekt der bei der Zielgruppe dahinter steht, sehe ich natürlich auch. Chinesen lassen sich ja sogar die Augen kosmetisch operieren um dem europäischen Ideal nahe zu kommen. Voll krass!

    Von bösen Weißen und edlen Wilden war auch nicht die Rede. Wir Europäer haben nun mal übel gewütet in der Welt, das brauchen wir auch in diesem Zusammenhang nicht schönreden. Habe mal nen Filmbeitrag gesehen in dem berichtet wurde, dass hungernde Kinder in Afrika in den 70er und 80er Jahren regelrecht vergiftet wurden mit europäischem Milchpulver. Denn Kinder brauchen schließlich Kuhmilch, gut gemeint, jedoch mit verheerenden Auswirkungen.

    Aber eigentlich ging es mir nur darum, dass ein Mensch der keine Kuhmilch braucht, auch keinen Sojadrink braucht.

    • clemens sebastian Says:

      „einfältigen Gutmenschen“

      iss ein diskreditierungsmanöver

      schätzungsweise deshalb so erfolgreich
      weil EINFÄLTIGE gutmenschen nix mit dem begriff „macht“ am hut ham

      die edlen Wilden

      jaja

      http://aka.blogsport.de/2010/03/07/rousseau-familien-paedagogischer-eros-und-homoerotische-zentren/

      rousseau ein vetreter der edlen wilden

      „Wir Europäer haben nun mal übel gewütet in der Welt, das brauchen wir auch in diesem Zusammenhang nicht schönreden“

      menschen haben gewütet
      un ich schon garnicht
      obwohl europärer

      un die edlen wilden ham auch gewütet
      untereinander
      die hunnen sogar bei uns

      die „westler“ ham halt die besseren waffen
      un deshalb auch mehr macht

      wissenschaft verstärkt macht

      schafft nich liebe wie ava meint

      clemens

      immer diese blumengebinde?

      my love iss a flower
      just beginning to bloom

      • moglee Says:

        Ja clemens die Sache mit den Pflichten.

        So betrachte ich es eben als meine Pflicht auf die Verdienste des christlichen Abendlandes hinzuweisen. Auf ihre fundamentalen „du sollst nicht Wertevorgaben“ und auf die barmherzigen Taten die sie diesen Wertevorgaben folgen ließen/lassen, überall auf der Welt. Ich nutze die Gelegenheit, wo sie sich bietet. Manchmal auch bewusst überzogen.

        „Wir Europäer“ deshalb, damit nicht am Schluss mit Ausnahme des pösen Diktators, alle anderen wieder Opfer sind. So wie das heute der Fall ist, nach der von Dir in anderem Zusammenhang erwähnten letzten dunklen Epoche der teutschen Zeitgeschichte. Die Erbsünde lässt grüßen und wir wollen doch keinen Anachronismus.

    • clemens sebastian Says:

      „Wir Europäer haben nun mal übel gewütet in der Welt, das brauchen wir auch in diesem Zusammenhang nicht schönreden“

      du dich auf Kant berufend
      sprich
      kategorischer imperativ
      hast du die gottverdammt pflicht solche „granaten“
      zu unterlassen

      irgendwie komme sonst der verdacht auf
      du wüsstest nicht
      dass der kategorische imperativ von pflicht und gesetz handle

      aus wiki

      „Kant definiert den Begriff der Pflicht folgendermaßen: „Pflicht ist die Notwendigkeit einer Handlung aus Achtung fürs Gesetz“.[10] Die Vernunft ermöglicht uns, das Sittengesetz zu erkennen. Eine Handlung aus Pflicht ist also eine Handlung aus Achtung für das Gesetz. Pflicht soll das Motiv für das Handeln sein, nicht Freude, Abwendung von Übel oder Ähnliches. Wem das Gewissen gebietet, auf eine bestimmte Weise zu handeln, hat auch die Pflicht, so zu handeln. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass der Mensch nicht nur pflichtgemäß (nach Pflicht), sondern durch die Achtung vor dem Gesetz motiviert (aus Pflicht) handeln soll.“

      nich immer wieder

      wir die Europäer
      die, die Christen

      es iss pauschal, wie du selber zugibst

      das gesetzt gebietet ACHTUNG
      nimmt keine rücksicht auf deine gefühle
      gegen vermeintliche christen oder europäer

      man könne ja immerhin auf die idee kommen
      wir europäer
      und diese teilmenge daraus
      die veganer
      hätten in der welt übel gewütet
      nur weil du nicht bereit bist zu differnzieren

      clemens

      kant iss kant
      nochnichmal mein ding
      umso mehr
      wo du
      solltest du bescheid wissen
      ich san’s ja nur
      würde heinz becker sagen

    • Ava Odoemena Says:

      Von bösen Weißen und edlen Wilden war auch nicht die Rede. Wir Europäer haben nun mal übel gewütet in der Welt, das brauchen wir auch in diesem Zusammenhang nicht schönreden. Habe mal nen Filmbeitrag gesehen in dem berichtet wurde, dass hungernde Kinder in Afrika in den 70er und 80er Jahren regelrecht vergiftet wurden mit europäischem Milchpulver.

      Ja eben darin lag meine Verwunderung. Weil du das was du hier beschreibst in Zusammenhang mit dem Vitagoat Projekt gesetzt hast. Da sehe ich überhaupt keine Parallele.

      Aber eigentlich ging es mir nur darum, dass ein Mensch der keine Kuhmilch braucht, auch keinen Sojadrink braucht.

      Das bestimmst du für die mangelernährten Kinder!?
      Sich waschen brauchen die doch auch nicht, westlich finanzierte Brunnen also wieder zuschütten?

      (immer noch verwundert:-)

      • moglee Says:

        Das war ein grundsätzlicher Gedanke zum allgegenwärtigen Milchwahn. Warum sollen Menschen in Teilen der Erde die davon noch nicht in dem Maße betroffen sind auch angemilcht werden. Hauptsache Milch, Milch ist so gesund, ohne Milch können Menschen nicht leben. Junge trink Milch, dann wirst Du groß und stark. In diesem Fall geht es zwar um pflanzliche „Milch“ doch im Hintergrund lockt das Original, das den Kälbern geraubt wird.

        Aber wahrscheinlich sehe ich die Sache mal wieder zu eng.

      • Ava Odoemena Says:

        Nicht zu eng, sondern das ist ein super Beispiel für symbolantisches Denken. Dein „Symbolblock Milch“ ist außer Kontrolle geraten.

        Vitagoat will sich also nicht die positiven Eigenschaften von Soja als Lieferant essentiellen Eiweißes für mangelernährte Kinder zugute machen, sondern ist ein trojanisches Pferd der Tiermilchindustrie, die sich „in Wahrheit“ dahinter versteckt?

        (Verwunderung mit leicht steigender Tendenz:-))

  4. moglee Says:

    Ja, ich bin ein veganer Spätsymbolist mit fortschreitender Aversion gegen Milch. Aber stimmt schon, ich sollte mich mal besser am Thema orientieren.

    Sojamilch ist so gesund, hat viel Kalzium und wertvolles Eiweiß. Junge trink Sojamilch, dann wirst Du groß und stark, schau Deinen Opa an, auch der hat schon als Kind Sojamilch in rauen Mengen abgepumpt. Und dann erst die Soja-Schocki, die gute von der lila Bohne. Hörst Du das Echo in den Sojaplantagen Tälern? Sooojaa – Miiilch. Ja, Leute deshalb immer dran denken „die Sojamilch macht den Tag“.

    Hey, ich wollte nicht das Projekt menschich machen. Wie gesagt, mal wieder am Thema vorbei gedacht.

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