„Orthorexie“, Antiveganismus von Perversen für Perverse

„Orthorexie“ existiert nicht, sie ist die Erfindung bekennender Antiveganer, auch das ICD-10 (Internationale Klassifikation der Krankheiten) der Weltgesundheitsorganisation, sieht in der „Orthorexie“ keine eigenständige Diagnose. Die Erfindung der „Orthorexie“ geht aber noch ein Stück weiter als die ganz normale Krankheitenproduktion der lukrativen Krankheitenerfindungsindustrie, denn Mediziner Steven Bratman ist eine zentrale Person eines kleinen aber umtriebigen Zirkels amerikanischer Antiveganer, darunter auch sein enger Freund und Betreiber der Hetzseite „http://www.beyondveg.com“, Tom Billings, auf der mittels pseudowissenschaftlicher Schmierenrhetorik durch Tunnelung auf Extrembeispiele der Rohkosternährung die vegane Ernährung und somit auch (das ist jedenfalls der Plan) der Veganismus verunglimpft wird. Wie so oft werden auch dort Diäten wie Rohkost, Urkost, Makrobiotik usw., die mit dem Veganismus keine Prämisse teilen, als „Diäten des Veganismus“ konstruiert.

Ihre erste Erwähnung fand „Orthorexie“, bzw. „Orthorexia“ demnach wenig überraschend 1997 in einem Yoga-Magazin, wo Steven Bratman sie gleich an sich selbst diagnostizierte. Er, wie auch sein Freund Tom Billings von beyondveg.com sind beide gescheiterte Rohköstler deren kognitive Dissonanz, anstatt sich in Wohlgefallen aufzulösen, sich von Innen auf äußere Ziele verschob.

Bei dem Konzept „Orthorexie“ handelt es sich in Wahrheit um eine begriffliche Ausschabung einer profanen und recht „unerotischen“ Zwangsstörung, welche als tatsächliche psychische Erkankung schon lange im ICD-10  und DSM-IV geführt wird und somit nicht dienlich ist für narzisstische Mediziner, um Eingang zu finden in diesen „Hall of Fame“ der diagnostischen und statistischen Handbücher psychischer Störungen.

Sehr viele Menschen die an Zwangsstörungen leiden übertragen ihr Verhalten auch auf ihre Nahrungsaufnahme und Zubereitung, die zwanghafte und irrationale Fixierung auf zum Beispiel „gesundes und sehr frisches Essen“, millimetergenaues Schneiden, Farbzusammenstellung und die strengen Handlungsschablonen folgende Art der Zubereitung, wie auch sonstige, an Rituale erinnernde Handlungen der betroffenen Menschen. Gleichwohl gibt es durchaus Überschneidungen von Zwangsstörungen und Magersucht (Anorexia Nervosa), so kommt es z. B. nicht selten vor dass anorexische Frauen genauso unter einem Putzzwang leiden.

Doch während Steven Bratmans http://www.orthorexia.com klammheimlich vom Netz verschwunden ist, dessen „Höhepunkt“ die Vermeldung eines Toten war, der an „Orthorexia“ gestorben sein soll, direkt neben dem grinsenden Photo des Begriffserfinders; geistert das Mem munter weiter durch die Welt im Netz und die Medien wie Artikel in der Zeit und der TAZ. „Orthorexia“ ergibt fast 60.000 Treffer auf einer bekannten Suchmaschine und selbst die Wikipedia, sonst eher löschfreudig und auf Relevanz und belastbare wissenschaftliche Belege bedacht, leistet sich einen Eintrag zu der GeisteRkrankheit, und immer öfter dient diese Erfindung als rhetorische Schmierenprämisse antiveganer Aggression indem sie als Grundlage dient, Verbindungen zum Veganismus zu ziehen.

Die Assoziation zwischen „Orthorexie“ und veganer Ernährung ist inzwischen so weitläufig, dass Ökotrophologiestudentinnen die noch nichtmal den Unterschied zwischen Veganismus und veganer Ernährung begriffen haben, ganz unverblümt Anfragen in Veganforen einstellen und auch gleich eine Erklärung nachschieben warum sie das ausgerechnet in einem Veganforum tun; in der Hoffnung es gäbe ein paar Veganer die so unfassbar dämlich sind, sich als Orthorexie-Erkrankte konstruieren zu lassen. Doch selbst auf vegan.de wird man nicht immer fündig, und sogar der Beipflichter verweist ganz richtig auf Magersüchtige, die es gibt und die die vegane Ernährung manchmal benutzen um Essen ablehnen zu können. Zu diesen Betroffenen findet in der veganen Gemeinschaft eine offene Diskussion statt, zu der sich auch Veganes Auge schon geäußert hat.

Doch wie kommt es, dass die oberflächliche Verknüpfung von veganer Ernährung und „Orthorexie“ so gut funktioniert? Wer die ethischen Beweggründe einer veganen Ernährung nicht im geringsten begriffen hat, der sieht in Veganern Leute die Inhaltslisten lesen, Produktanfragen schreiben, ihre Ernährung „einschränken“ (das Gegenteil ist der Fall), über gesunde und weniger gesunde Lebensmittel diskutieren und wegen der vielen ethischen Übertretungen die eine nichtvegane Ernährung beinhaltet auch leidenschaftliche Debatten über Ernährung.

Ähnlichen Austausch findet man auch in Zusammenhängen in denen es nicht um Ethik geht, sondern bei der die Leidenschaft sich um Backen, ums Abnehmen, der „Slow-Food-Bewegung“ oder sich um den Bezug koscherer Lebensmittel dreht. Niemand würde jedoch so unverschämt sein diesen Gruppen eine Geisteskrankheit unterschieben zu wollen.

Veganer jedoch, die als gesellschaftliches Phänomen noch den Status von „Aliens from outer Space“ haben, sind noch nicht in den Wertestatus von Personenstand und Bürgerrechte aufgenommen, so scheint es, nur so läßt sich die perfide Tendenz zur Persönlichkeitsrechtsverletzung erklären. Dabei wird gerne vergessen, dass wir keine stummen, marginalisierten und entrechtete Opfer sind wie Migranten die man in Asylantenlagerknäste einpfercht, sondern wir haben zumindest die Macht des Worts und zögern nicht, die Aggressoren auch mal mit dem Gesicht in ihre eigene Kotze zu tunken.

Und wenn auch in den Medienberichten rund um die Geisterkrankheit „Orthorexie“ selten direkt die Sprache von Veganern ist, so ist die Codierung darin so offensichtlich wie die Frage eines Rassisten, ob es denn wo gebrannt hätte beim Erblicken eines schwarzen Menschen.

Und ganz besonders unerträglich muss diese Demagogie anmuten für Menschen die tatsächlich von Zwangsstörungen betroffen sind, und die mit ansehen müssen wie ihr Leiden als Knüppel benutzt wird durch die, deren Ernährung fanatisch eingeschränkt um EiMilchFleisch kreist…

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Ava Odoemena

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11 Antworten to “„Orthorexie“, Antiveganismus von Perversen für Perverse”

  1. reingestolpert Says:

    ***** auch von mir! obwohl manche deiner sätze so lang sind wo ich am ende schon vergessen habe was am anfang stand aber da kommen richtig funken raus!!

  2. Ava Odoemena Says:

    Der Text stand als Vollzitat auch im Forum von vegangummizelle-central.de, aber ohne Nennung der Lizenz, ein Umstand auf den ich hinwies. Hummel packte daraufhin gleich die Arschlochschleuder aus, na sieht selbst:-)

    • Murph Says:

      Ich habe gesehen. Ich find meine Bezeichnung für VC aber passender („meine Lieblingsmisanthropen“). So viel Hass auf einem Fleck sieht man selten :)

  3. veganismus und motivation - Seite 6 Says:

    […] […]

  4. “Orthorexie”, Antiveganismus von Perversen für Perverse « Infokrieg News Says:

    […] Gefunden bei Veganes Auge […]

  5. Vera Says:

    Danke für den Text, Du sprichst mir aus der Seele.

    Als ich vor kurzem das erste Mal den Begriff Orthoresxie mit einer kurzen Definition hörte, konnte ich nur noch mit dem Kopf schütteln. Die Hauptgefahr bestehe ja darin, sich sozial auszugrenzen. Was ist das denn für ein Quatsch! Es soll also gesund sein, sich an Tierausbeutung, Umweltzerstörung und Vergiftung des eigenen Körpers zu beteiligen, nur um sich ja nicht sozial auszugrenzen? Na logisch! Lieber mit der Masse schwimmen und wenns in den Abgrund geht! *Kopfschüttel*

  6. Sensiblochamaeleon's Blog Says:

    […] https://veganesauge.wordpress.com/2010/01/04/orthorexie-antiveganismus-von-perversen-fur-perverse/ […]

    • Ava Odoémena Says:

      So war der Artikel aber nicht gedacht, als Unterstützung für Urköstler. Sondern genau die Einordnung von Veganern unter Konzgläubige war dass, was mir sauer aufgestoßen war da bei den Antiveganern von Esowatch.

  7. Ava Odoémena Says:

    Insiderwitz: Zur Zeit geistern viele Plagiate durch die Medien bezüglich Angelas Handy:-) Die schreiben wirklich hemmungslos voneinander ab. Man sollte alle ihre IP-Adressen veröffentlichen!!1!!

  8. primal Says:

    Ich Gestehe:Ich bin Pervertiert also muss ich Pervers sein.Logik…!

    „…welche als tatsächliche psychische Erkankung…“

    Da es keine „Psyche“ gibt,Existiert auch keine Psychische Erkrankung.

    Das mag jetzt im Widerspruch zu oben von mir behauptetem stehen aber,wenn es eine Psyche gibt,dann sind es derer sogar drei.Entsprechend den drei Gehirnebenen nämlich.Und da sind wir dann auch schon bei der Biologischen Bedingung als Voraussetzung für das vorhandensein der „Psyche“.Was natürlich jeder weiss.

    Eine Psychische Erkrankung ist demnach eine Mangelerscheinung die in Frühester Kindheit,oder später,Stressoren die Belastbarkeit des Jungen Organismus quasi überdehnt (hoher Energieverbrauch ohne diesen schnell durch Liebe = Oxytocin u.a.,auszugleichen) hat und somit zu Dramatischem Energieverlust (dem Tode nahe) geführt hat der wiederum gespeichert (Imprints) wurde.Nährstoffmangel wäre somit also die richtigere Bezeichnung für „Psychische Erkrankung“.

    Nährstoffmangel der sich sozusagen an sich selbst Erinnert (Symbolisierung durch Linkshirn und Absurde Ideenbildung wie Gott/Allah) und ein Leben lang darauf wartet ausgeglichen zu werden.

    Wenn der Organismus nicht Perfekt ist,und das ist unser eigentliches Erbe,dann muss ! er Symbolisieren damit er Überlebt.Ohne eine „Rationale“ Erklärung für das Unglück nicht Perfekt zu sein,würde der Mensch Wahnsinnig werden und er würde auf der stelle Sterben.

    Die Bestrafung ist also schon erfolgt.Die (Gesellschaftliche) Bestrafung des Perversen,oder andere,ist somit eine Farce die nur eine Momentane Rachestressabfuhr des Blinden Hasserfüllten und seinen Hass Projezierenden und dennoch sein Unglück nicht Fühlenden Menschen ist.

    Und nein,ich bin nicht dafür Gewaltverbrecher freizulassen,oder so.

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