Schweinerei in Berlin

Mutti schau mal die Sau ist behindert und muss auf den Hinterbeinen rumstaksen cc-by-nc-2.0:curlybob0161

Sind sie nicht herrlich liebreizend, diese klitzekleinen Frischlinge? Man möchte sie einfach nehmen, knuddeln und drücken, küssen, ihnen einen Knüppel über den Schädel ziehen und braten.

Äh, nein, zurückspulen bitte. Selbstverständlich trennt der durchschnittliche Berliner Speziesist wie anderswo auch ausbeinmesserscharf zwischen Schweinen die als zerhackte Batzen im Kühlregal liegen, und den so genannten Wildschweinen,  Sus scrofa, oder auch echte Schweine, vor allem denen, die vermehrt in die Stadt drängen. In den Vororten, Schrebergärten, Parks oder auch mal brach liegende Baustellen tummeln sich Hunderte von ihnen, wenn nicht mehr. Und ja, das böse Wort ist bereits gefallen, sie sind eine Plage, weil, sie stoßen beim Wühlen die Gartenzwerge um. Das geht nun wirklich nicht. Schlimm genug dass sich diese Gäste einfach nicht integrieren wollen und Mülleimer umstoßen und dabei auch noch wohlig grunzen, wer sich aber an den Gütern deutscher Hochkultur vergreift muss an die Wand. Tja so ist das leider, da kann man nichts machen.

Wirklich nicht? Das Problem ist nämlich  hausgemacht. Denn die Berliner füttern ihre neuen Lieblinge, längst gibt es feste Orte auf Parkplätzen und in Schrebergärten an denen die Schweine zur Belustigung mit Nahrung versorgt werden, es sind regelrechte Mastplätze die trotz Verbot geduldet werden und so kommt es wie es kommen muss: Die Population wächst.

Den Wildschweinen wird hiermit das Wilde, also die Freiheit geraubt und im selben Schwung auch ihre Würde, denn längst wachsen Generationen heran die gelernt haben dass Nahrung vom Nacktaffen stammt. So wuseln sie herum und betteln ihn an, den vermeintlichen Gönner der sich dabei erhaben fühlen kann durch diese Kontrolle. Wildschweine werden abhängig gemacht, zu Junkies in einer Art Freigehege zum tätscheln und begaffen. Wozu noch im Zoo für die Gaffberechtigung Obulus entrichten, wenn man mit Küchenabfällen Schweinehypnotiseur spielen kann?

Das ruft andere in den grünen Randbezirken auf den Plan, deren Gärten durchwühlt werden und die sich gestört fühlen, mancherorts haben die Schweine bereits ihre Scheu komplett verloren und laufen am hellichten Tage in Wohngebieten herum.

Der Jäger kommt ins „Spiel“.

Selbstverständlich müsse Populationenkontrolle durchgeführt werden, die Bestände müssen auf ein erträgliches Maß reduziert werden.

Der Jäger ist also Nutznießer dieser Entwicklung, denn entgegen der Behauptung dass man Angst vor Protesten von Tierschützern habe, und deshalb nicht bestehendes Recht durchsetzt und gegen die Fütterungen einschreitet, ist die Fütterung von freien Tieren auch in der Jägerschaft gängige Praxis.

Eines der Hauptargumente, bzw. Rechtfertigungsversuche für die Jagd ist die Lüge, dass man „Bestände“ „kontrollieren“ müsse, weil diese keine natürlichen Feinde mehr hätten. Veganes Auge will hier nicht alle Rechtfertigungsversuche für die Jagd aufzählen und widerlegen, das haben andere bereits getan und die Bemühung einer Suchmaschine mit dem Begriff antijagd wird weiteres zutage fördern.

Denn alle Argumente, die die Jägerschaft generiert, werden ausgehebelt durch die Praxis der Fütterung. Welches Interesse kann ein Jäger wohl haben, die „Bestände“ künstlich hoch zu halten?

Die Lust am Töten natürlich. Auf tiefenpsychologischer Ebene ist das Töten eine urmännliche Sexualstrategie, der Nebenbuhler wird ausgeschaltet was der Verbreitung der eigenen DNA Vorteile verschafft. Und dieser Nebenbuhler ist repräsentiert im Stück, wie Jäger ihre Opfer bezeichnen. Das Tier, besser, die Tötung des Tieres  ist ein Symbol für die eigene, sexuelle Dominanz, das Gewehr als negativer Penis und die Kugel der Samen der den symbolisierten Nebenbuhler mit dem Tod befruchtet.

Jagdfieber, was anders sollte dies umschreiben als eine sexuelle Erregung im Zusammenhang mit diesem Fetischismus, diese Unterwerfung an den primitiven Teil des Gehirns, das Belohnungszentrum. Ein fataler Handlungskreislauf. Diese Sucht zu töten, dass was man Jugendlichen in so genannten Killerspielen verbieten will, wo junge Männer im virtuellen Raum die Neigung ausleben können ohne jemandem auch nur ein Haar zu krümmen, diese Sucht lassen wir als moderne Gesellschaft zu an realen Opfern?

Zwei nachglühende, post-orgastische Mörder mit Ego-Erweiterung auf einer Schnur... cc-by-nc-2.0-deed:enroberthuffstutter

Die Ausschaltung der Konkurrenz, das Seelendiesel des Mannes findet sich überall in den Systemen der Männer, der Wirtschaft, Religion, Staaten, Organisationen, das unheimliche Ding was als Metaphänomen den Planeten in den Abgrund treibt, es ist überall zu erahnen als Unterströmung, auch in seiner kulturell akzeptabelsten Ausprägung: Dem Sport. Auch Jäger sprechen deshalb wenig überraschend vom Jagd“sport“.

Und das Fütterungsverbot setzt man nicht durch wegen „Tierschützern“? Wirklich? Oder ist es der Jägerschaft nicht gerade recht, dass das Normvolk genau die Praxis in der Stadt durchführt, wie sie auch die Jägerschaft im Wald quasi als Bestandsmast eingerichtet hat? Der Wald als Regal für Tötungsfetisch, und die Fütterer in der Stadt als geduldete Erweiterung dieses Albtraumraums in die Stadt hinein.

Die Tierschützer überlasst mal uns, den Tierrechtlern. Um diese unvegane, spendensammelnden Drückerkolonnenheinis kümmern wir uns schon, rhetorisch versteht sich.

Vegane Tierrechtler jedoch sprechen sich aus für die Durchsetzung des Fütterungsverbots durch die Verantwortlichen und gegen die Fütterungen von freien Tieren allgemein, somit gegen deren Abhängigmachung vom Menschen, nicht nur auf Parkplätzen und in Schrebergärten, sondern auch bei den Jägern. Spätestens im Frühling sollte bei den Verantwortlichen ein umdenken stattfinden.

Und noch ein Wort an die Fütterer: Jedes Schwein im Stadtgebiet das abgeknallt wird, geht auf euer Blutkonto, und das ist eine echte Schweinerei Menscherei.

Creative Commons License
Ava Odoemena

Schlagwörter: , , , , , , , , ,

7 Antworten to “Schweinerei in Berlin”

  1. Michael Says:

    > Auf tiefenpsychologischer Ebene ist das Töten eine urmännliche
    > Sexualstrategie [..] das Gewehr als negativer Penis und die Kugel
    > der Samen der den symbolisierten Nebenbuhler mit dem Tod
    > befruchtet.

    Ach komm, das glaub ich nicht ;-)

    > Diese Sucht zu töten, dass was man Jugendlichen in so genannten
    > Killerspielen verbieten will, wo junge Männer im virtuellen Raum die
    > Neigung ausleben können ohne jemandem auch nur ein Haar zu krümmen,
    > diese Sucht lassen wir als moderne Gesellschaft zu an realen Opfern?

    Den Gedanken find ich ja ganz interessant mit der Kompensierung der
    ‚Sucht zu töten‘, aber soll die Sucht nur bei Männern vorhanden sein?

    Und inwiefern könnte man, um mal ein sensibleres Thema
    aufzugreifen, mit der Argumentation von oben den Konsum von
    _virtueller_, also computeranmierter, Kinderpornographie rechtfertigen?
    Oder mit ‚virtuellen Vergewaltigungsspielen‘ potenzielle Vergewaltiger
    ihren ‚Triebe‘ ausleben lassen und somit Opfer schützt?

    Ernstgemeinte Fragen, ich will nicht provozieren :-)

    Micha

    • Ava Odoemena Says:

      Dein Glauben, zur kognitiven Dissonanz hatte ich gerade vorhin einen neuen Artikel veröffentlicht:-)

      Ein Blick auf die Statistik der Tötungsdelikte und auch das Verhältnis Männer / Frauen in der Jägerschaft (und beim Angeln!) gibt eine eindeutige Anwort auf die Frage ob Töten als Sexualstrategie eher ein Männerproblem ist. Die Sucht nenne ich ja nur sekundär, sie ist die Folge für das Aktiviren des Belohnungszentrums.

      Ob man virtuelle Vergewaltigungsspiele, virtuelle Kinderpornographie sozial rechtfertigen kann weiss ich nicht, juristisch aber ist meine Sicht so: Wo kein Opfer da kein Täter. Ob man damit Opfer schützt ist eine ganz andere Frage, du suggerierst, ich hätte die Behauptung getätigt Killerspielen würde Jugendliche vom Jagen abhalten. Zu behaupten ich hätte was gesagt was ich nicht gesagt habe ist eine gute Methode es sich mir mir prompt und langfristig zu verkacken. Was ich ansprach war die Doppelmoral dass gegen Killerspiele angegangen wird, während echte Killer gesellschaftliche Akzeptanz genießen. Nur weil ein Jugendlicher den Trieb im Spiel auslebt, bedeutet noch lange nicht dass er zum Jäger würde wenn man ihm die Konsole wegnähme. Jagd und sonstige Opfer schützt man nur über die gesellschaftliche Ächtung der Übertretung ethischer Rechte auf der einen Seite, und die Fähigkeit der Wahrnehmung ethischer Rechte auf der Anderen.

      Provozieren ist in Ordnung, inwiefern es Sinn macht eine Trollmeisterin zu provozieren ist eine andere Frage:-)

      • Michael Says:

        > Dein Glauben, zur kognitiven Dissonanz hatte ich gerade vorhin einen neuen
        > Artikel veröffentlicht:-)

        Ja, den hab ich dann auch noch schnell gelesen, auch nicht uninteressant mit dem Bezug auf Fefes Blog. Und das Bild hat mich auch schon länger erstaunt als ichs bei der Wikipedia gesehen hatte. :-) Und vll. komm ich ja noch drauf ;-) da ich behaupten würde ich sei Selbstkritisch/reflektierend.

        Ok mit den Geschlechterverhältnis in der Jagt, Angeln, usw. dominieren die Männer, klar. Aber darauf wollte ich auch nicht direkt hinaus, mir ging es eher darum welche Ursache dazu führt warum das so ist bzw. das die Ursuche evtl. eine andere ist. Nämlich die Erziehung und die Gesellschaft die dieses Rollenbild prägt, und wenn ich mich nicht ganz täusche auch als Sozialisation bekannt. Dies wär für mich der erste Anlaufpunkt um die Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu erklären und ja (kognitive Dissonanz?) es wäre mir lieber wenn es so wäre, als wenn die Männer eine „Grundlast“ von Geburt an zu tragen hätten, die sie Gewaltbereiter macht. Interessantes Thema, aber das führt hier zu weit und geht OT, daher unterbrech ich hier (ungern ;-)) mal.

        Nix suggeriert (oder unbewusst vll. doch ;-)), nur falsch interpretiert!
        Damit erübrigt sich der Rest.

        Micha

      • Ava Odoemena Says:

        Die Trennung Sozialisierung / Genetik ist eine veraltete Debatte und gilt sowieso nicht mehr als relevant, da man inzwischen weiß, dass Gene durch Umwelteinflüsse eine andere Taktung bekomen können, und auf dem umgekehrten Wege nehmen Gene in ihrem Metaeffekt als Handlungssumme der durch sie geprägten Individuen natürlich auch wieder Einfluss auf die Umwelt. Ein dritter großer Einfluss vor allem auf die Verdrahtung im Gehirn nehmen Hormone, und zwar nicht erst bei der Pubertät sondern schon vor der Geburt. Die Zusammensetzung des „Hormonbads“ in der Gebärmutter nimmt bereits irreversiblen Einfluss auf das neue Gehirn.

        Im übrigen muss Aggression nicht destruktiv/negativ sein, im griechischen Wortsinn bedeutet sie eigentlich nichts weiter als „auf den Weg bringen“. Auf den Weg bringen kann man natürlich auch gute Sachen, warum sich das höhere Aggressionspotential bei Männern häufig destruktiv auswirkt kann ich leider auch nicht beantworten.

        Ich denke einer der Gründe ist die reduzierte Fähigkeit zur Kooperation bei Männern, da würde ich behaupten liegt ein echtes, neurobiologisches Manko vor. Wenn man sich alle gesellschaftlichen Systeme, die nunmal fast ausschließlich von und für Männer geprägt wurden (evoluierten) stellt man fest dass das gemeinsame Grundhandeln von einer Scheinkooperation geprägt ist, also eine Situation, in der Jeder zwei Anderen mit zwei Händen eine Waffe an den Kopf hält, sinnbildlich gesprochen. Die Kooperationsgrundlage männlicher Netzwerke ist also eine ringläufig verlaufende Erpressung, die dadurch schon alleine mathematisch sehr instabil wird. Denn es braucht sich nur mal ein Schuss zu lösen und schon kommt es zu einer Kettenreaktion.

        Wären bei Menschen wie bei den Insekten die Weibchen die körperlich stärkeren gewesen, also die mit dem „Verhandlungsvorteil:-)“ wer nicht spurt kriegt auf Fresse, würde das gesellschaftliche Bild sich vermutlich ähnlich präsentieren nur halt mit Frauen in der Position, in der heute Männer sind.

        Man sollte vorsichtig sein beim Auf und besonders beim Festmachen solcher Dichotomien bei denen es eigentlich um soziologische Inhalte geht. Die kontextuelle Übersicht geht dabei relativ schnell verloren, was aber keine Apologetik ist für reaktionäres Verhalten. Eine Gruppe kann nie eine Grundschuld tragen, Gruppe im sozialen Sinn ist ja nur ein Metaeffekt von individuellen Handlungssträngen. Letztendlich ist jeder Einzelne verpflichtet sich zu emanzipieren, also über beides, biologische Altlasten und destruktive Sozialisation zu reflektieren und darüber hinaus zu wachsen.

  2. Der Anti-Jagd Blog Says:

    Jagd ist nichts weiter als ein anderes Wort für Mord. Ob manche nun Wildtiere oder Ausländer durch Gewalt begrenzen wollen, es bleibt das gleiche, mörderische Prinzip, das dahinter steckt. Bei Hobbyjägern kommt noch die Tierzucht hinzu, die nur den Zweck hat ihre Jagdgier zu befriedigen, nicht aber einem Artenschutz oder ökologischem Gleichgewicht dient.

    Zitate zur Jagd findet man auch hier im neuen Anti-Jagd-Zitate Blog:

    http://anti-jagd-zitate.blog.de/

  3. Ava Odoemena Says:

    Aktualisierung: Wie befürchtet:

    http://de.news.yahoo.com/17/20100116/tsc-wildschweine-duerfen-ausnahmsweise-a-e24321a.html

    Jetzt darf sogar mit Schrotflinten auf Frischlinge geschossen werden.

  4. Murph Says:

    http://vegan-central.de/foren/viewtopic.php?id=42203

    Wir werden überrannt! Verabschiedet euch noch schnell von euren Liebsten -.- (würde auch zu „BILD ProVegan“ passen).

    Ich hoffe VC verlinken gilt nicht als böse… solange der blanke Menschenhass nicht rüberschwappt ;-)

Kommentar anbieten

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s


%d Bloggern gefällt das: